Alle Kegel im Sack

150706_KegelHabt ihr alle Kegel eingepackt? Ich gehe einmal davon aus, dass das werte Clubhotel am Timmendorfer Strand weiß, was Kind und Kegel bedeutet. Ist allgemeines Wissen, oder? Die Sache mit den Unehelichen?

Sie stutzen? Sie denken, das Maritim da oben im Norden habe eine sommers ungenutzte Kegelbahn – und eben diese preise das Hotel an? Hey, Sie, Strand kann jeder! Aber bei der Hitze im Keller kegeln. Das hat was. Ist kühl da unten. Drei Pils? Kommt!

Mitnichten. Bei solchen Fragen hilft das sogenannten Wörterbuchnetz (wörterbuchnetz.de), dessen Arbeit man nicht hoch genug einschätzen kann. Sie haben Fragen zur Herkunft eines Worts? Dann lesen Sie entweder Lutz Röhrichs Dreibändiges, das Wörterbuch der sprichwörtlichen Redensarten von 1991 – ein Fleißwerk.  Oder eben das Wörterbuchnetz. Und in dem finden wir unter dem Stichwort Kegel die Gebrüder Grimm, respektive einen Auszug aus deren Deutsches Wörterbuch. Ich kopiere mal frech: das versprechen eines verliebten hohen herrn an eine kupplerin, offenbar gleich ‚kindes kind‚ überhaupt, obwol bei dem kindeskind einer kupplerin doch auch ‚kotzensun‚ gedacht sein könnte; diesz zeugnis reicht übrigens wol ins 13. jh. zurück. doch auch hier erscheint es nicht mehr selbstständig, sondern schon in der verbindung mitkind; diese verbindung, meist ‚kind und kegel‘, ist eine jener formeln, in denen ein sonst erstorbenes wort sich noch lange mit fortschleppt, und diese gerade, die noch heute lebendig ist, wird mit ihrem stabreim bis in die zeit der ältesten alliterierenden dichtung zurückreichen: nun hört ir herren alle gemain, paide grosz und auch klain, alt, jung, kegel und kind, alle die hie gesamlet sind.  fastnachtsp. nachlese 216, 13.

Hatten wir alles schon, ist 800 Jahre alt. Wieder was gelernt, nicht wahr?

Und dann gleich noch etwas, und ich gebe zu, diese Idee nicht gehabt zu haben, hätte ich nicht dem Kegel nachgespürt. Kind und Kegel ist ein sogenanntes alliterierendes Hendiadyoin. Heißa, wassn das? Langsam!

Wir nennen alliterierend, was mit dem gleichen Buchstaben loslegen. Hauke Haien (ja, Storms Schimmelreiter auf den Deichen) ist ein alliterierender Name, H-H. Hier beginnen beide Wörter mit einem K – folglich: Alliteration. Ein Hendiadyoin ist eine Stilfigur. Zeter und Mordio – eine was? Muss ich wieder tagelang in Schutt und Asche gehen, damit ich es verstehe? Und am Ende bleiben wieder nur ein Appel und ein Ei übrig. Ich sehe schon, Sie haben es begriffen und verstanden. Ein H. – ich will das Wort nicht so oft schreiben müssen – liegt dann vor, wenn zwei Begriffe eine feststehende Redewendung ergeben, von denen der jeweils eine nichts wirklich anderes sagt als der andere. Nur zusammen – eben als H. – ergeben sie einen Sinn.

Also kommt die Familie mit Sack(!) und Pack(!) nach Timmendorf – und sie bringt auch noch die Kegel mit! Viel Spaß!

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