Beim türkischen Frisör

151210_Versenken

Heute ein Beispiel aus der beliebten Serie Auch Profis machen Fehler – vor allem, wenn Sie unter Druck stehen. Sie sehen die Ablichtung(!) – ach, was für ein Wort, aus Zeiten, in denen man noch kopierte – eines Ausschnitts eines sehr geschätzten Autors (richtiger Genitiv!, dazu unten mehr), der fern davon ist, mit dem Deutschen zu hadern. Ein Profi! Ich habe die große Freude, seine Bücher zu lektorieren.

Und was macht der Profi? Er beschreibt eine verkohlte Leiche, deren Haare – natürlich – versenkt sind. Wer war da zugange? Ich sage es Ihnen: der türkische Frisör, bei dem ich mir regelmäßig das Gesicht auf 25 modellieren lasse. Der packt meinen Schädel so schwungvoll, trinkt dazu einen Tee und redet mit 25 Menschen im Salonu 1001 gleichzeitig, dass ich mir wie versenkt vorkomme in dem Waschbecken, das nach Rosenwasser duftet. Man versenkt etwas im Wasser – Schiffe um Beispiel, wenn man das Spielchen spielt, bei dem man manchmal Treffer – versenkt! ruft. Der Ursprung dieses Worts ist versinken. Mit K.

Haare versengt man dagegen, mit G.

Schwingt bei mir Häme mit, wenn ich so etwas aufgreife? Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich habe neulich eine Geschichte geschrieben, eine kurze über sieben Seiten. Der Auftraggeber war recht angetan, begann seine Rückmeldung aber mit den Worten: Sieht man mal von einigen Flüchtigkeitsfehlern ab … Bei solchen Sätzen rutscht mir das Herz in die Hose. Ich schaue noch mal nach, vier Tage nach dem Schreiben, und stelle fest: Recht hat er. Und dabei habe ich die Geschichte sicherlich zwanzig Mal kritisch – oder was man so kritisch nennt – gelesen. Pluspunkt: Ich habe viele Fehler getilgt beim Immerwiederlesen. Minuspunkt: Es war der eigene Text.

Also, bitte keine Häme, wenn Menschen unter Druck Fehler machen im Deutschen und niemanden haben (der Autor findet mich als ersten Leser), der da mit frischem Auge und guten Sachverstand drüberschaut.

Screenshot 2015-12-09 10.40.43Und nun zum Autoren(!), also zum Autor da oben. Es hört sich elegant an, irgendwie bildungssprachlich, wenn wir sagen: Ich gehe mit dem Autoren essen – ich lese das Buch eines berühmten Autoren. Klingt nach altsprachlichem Gymnasium mit 1,5-er Abi – ist aber leider grottenfalsch. Die richtige Flexion des Worts finden Sie links, wie immer aus dem geschätzten canoo.net. Danke für deren Arbeit! Die kann man nicht oft genug loben. Überdies bloggt dort ein Dr. Bopp (nein, nicht der aus Australien, das ist Dr. Bob) aufs feinste und sachverständigste. Klicken Sie hier, bitte!

Und nun taucht natürlich die Frage auf, ob man aufs feinste nicht großschreiben sollte, kommt ja von auf das Feinste. Ich sage: Nein. Weil es immer noch, auch in der massiven Konstruktion, ein Adjektiv ist. Wie bloggt Dr. Bopp?

 

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.