Wetten, dass Sie – sollten Sie den Anfang dieses Artikels aus der österreichischen Krone schnell gelesen haben – an einem wunderbar falschen Wort vorbeigeschrammelt sind? Wetten? Mir ging es so, als mir die Kollegin Elsa R. (meinen Dank!) diesen feinen Schnipsel geschickt hatte: Das Wort obstrus klingt erst einmal richtig.
Reingelegt! Ist es nicht. Das Wort gibt es gar nicht. Es ist zusammengesetzt, im Hirn des Schreibers, aus abstrus und okskur – und, geben wir es zu, es ist herrlich!
Werfen wir einen Blick in den Duden. Abstrus, sagen meine Überväter, bedeutet verworren und weil es verworren ist, ist es unverständlich. Kennen wir aus: Ihre Idee ist vollkommen abstrus! Kommt wie so vieles aus dem Lateinischen, hat sich aber erst im 17. Jahrhundert seiner ursprünglichen Bedeutung verborgen entzogen zu der Bedeutung, in der wir es heute nutzen.
Obskur kommt aus demselben Teich. Ursprüngliche Bedeutung: bedeckt. Und wird im Laufe der Zeit zu [nicht näher bekannt und daher] fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft, sagt der Duden.
Und dann sitzt da ein armer Schreiber der Krone – also nicht des Königs, sondern der Zeitung – in Eile. Er sucht ein bestimmtes Wort, trübfischt, rein gedanklich, zwischen zweien herum und zieht dann beide zusammen zu obstrus. Ich mag so etwas. Auch weil es keiner seiner Kollegen entdeckt. Und dann kam Elsa …
Schauen wir in den Spiegel. Heute mit der Schauspielerin Paltrow, zu der, wie ich finde, diese Meldung passt. Sie lässt sich, der Grund blieb mir verborgen, von Bienen stechen. Die armen Viecher! Der Spiegel nennt diese Behandlung obskur, und ja, da passt die Konnotation fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft.
Und sie passt ebenfalls zu einer anderen Spiegel-Meldung. Obskure Vorgänge beim Media-Saturn. Fragwürdig, anrüchig, zweifelhaft. Gut gesetzt, Kollegen!
Aber wenn Sie mich fragen: Obstrus ist mir am liebsten am Beginn einer Woche, die wohl den Frühling einläuten wird. Was hoffentlich keine abstruse Vorstellung ist …