Die Fälle und die Falle um das „statt“

140508_KEKSEDie Woche ist fast geschafft, und heute, liebe Leser, machen wir es einmal besonders schwer. Sie lesen eine Überschrift aus meiner Heimatzeitung, der Nürnberger. Es geht um die Maße der Kanzlerin und wie Sie sie verändert hat. Nach ihrem Skiunfall. Beeindruckend!

Mir geht es aber um die Überschrift. Statt Keksen gibt’s Paprika und Möhren. Gesund! Aber ist das Wort Keksen hier wirklich richtig? Muss ist eventuell Kekse heißen?

Zur Beantwortung dieser Frage von kulturhistorischer Dimension steigen wir tief in die Grammatik. In der Schule haben wir gelernt, dass die Präposition statt mit dem Genitiv verbunden wird: Statt des Keksmahls gab es Müsli. Sie erkennen den Genitiv sofort. Er trägt ein S. Dieser Satz ist zweifelsfrei richtig.

Und nun kommt eine Merkwürdigkeit ins Spiel: Wenn der Genitiv nicht zweifelsfrei zu erkennen ist, sagt die Grammatik, setzen wir einen Dativ. Ja, sie haben richtig gelesen: einen Dativ. Und nun werfen wir einen Blick auf den Satz um die Fülle der Kanzlerin. Statt Keksen gibt’s Paprika und Möhren. Erkennen Sie bei Keksen einen Dativ oder einen Genitiv?

Screenshot 2014-05-08 09.47.57Nein, raten sie nicht! Schauen Sie sich lieber die Tabelle an, die links steht. Hier sehen Sie die verschiedenen Beugungsformen des Worts Kekse. Ich verdanke dieses Bildchen übrigens der wunderbaren Seite canoo.net, die man nicht oft genug loben kann.

Der Genitiv Plural von Keks – übrigens aus dem Englischen und brav eingebürgert, von cakes – ist Kekse; er könnte auch Keks heißen. Und nun noch einmal zur dramatischen Ausgangsfrage, ob damit der Genitiv klar zu erkennen ist. Nein, ist er nicht. Denn Kekse heißt es auch im Nominativ und im Akkusativ Plural. Wir haben hier also den Fall des nicht zweifelsfrei auszumachenden Genitivs – und schwenken daher zum Dativ: Keksen!

Ich wische mir den Schweiß ab und sage: Alles gut gemacht, Jungs von der Redaktion. Der Satz ist richtig!

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