Die Sache mit der globalisierten Soße

Wer mit offenen Augen durch Antalya, eine südtürkische Stadt so groß wie Köln, geht, findet schöne Beispiele, wie Türken mit ihrer Sprache umgehen. Erstes Kennzeichen: Alles ist erlaubt, offene Schlacht der Buchstaben − und jeder versteht es. Ich werde hier in lockerer Folge Beispiele dafür liefern, wie im öffentlichen Raum Sprache behandelt wird.

Also, das ist nämlich so: Diese Plastikflasche enthält Ketchup. Die Türken lautmalen mal wieder heftig in Fremdsprachen herum und türken sie ein (neues Wort: eintürken, ein Wort aus anderen Sprachen ins Türkische übernehmen). Ketçap − das C mit Cedille (so heißt das kleine Komma unter dem C nun mal!) wird SCH gesprochen liest sich eben so.

Naserümpfen? Bevor Sie darüber lächeln, fragen Sie sich doch mal, wie wir Deutschen Ketchup schreiben? Ketchup oder Ketschup?

Beides ist möglich, seit der jüngsten Rechtschreibreform. Und was ist richtig? Wie es die Amerikaner schreiben, weil das Sößchen ja von denen kommt, weil es die Briten so schreiben, weil es die Italiener und Spanier ebenso schreiben?

Pustekuchen! K´e chap ist Kantonesisch-Chinesisch und steht für Tomatensaft (tomato juice), sagt mir das Oxford Dictionary auf meinem Kindle. Woher nehmen wir dann die Frechheit zu behaupten, dass es genau eine Übertragung (genauer: eine Transkription) aus dem Kantonesischen gäbe?

Also lassen wir es einfach so stehen und behaupten, Ketçap sei eine derart globalisierte Soße, dass jede Nation es schreiben möge, wie es ihr beliebe. Ob wir das dem Deutschstämmingen Herrn Henry John Heinz zumuten dürfen? Aber sicher! Denn auch die Amerikaner haben eine alternative Schreibweise für das Ex-Kantonesische: Catsup. Klingt wie Katzensuppe zuhause bei Rechtschreibschwächlern, oder?

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