Sprache darf drastisch sein …

Hochsprachlich ist das nicht, nein, das ist nicht hochsprachlich. Das Bild, entstanden in der vergangenen Woche auf einem der Fußballplätze bei den gefährdeten Klubs 1. FC Köln oder Hertha BSC Berlin, macht klar, dass für Drastisches auch eine drastische Sprache benötigt wird: Wir geben für euch die hart verdiente Kohle aus! Reißt euch endlich mal für uns den Arsch auf!

Deutlicher geht es nicht. Es spricht: der erzürnte Fan.

Darf der das?

Liebe Leser, der erzürnte Fan wird mich kaum fragen, ob er ein Plakat pinseln darf. Der Fan macht einfach. Also, sollte er es so tun dürfen – diese derbe Sprache im öffentlichen Raum? Sind da nicht auch Kinder im Stadion? Und darf eine Zeitung, in diesem Fall: die von mir abfotografierte Nürnberger Zeitung, das dann drucken?

Aber selbstverständlich, auch wenn wir uns einer Hochsprache befleißigen, so gibt es doch Situationen, in denen es richtig ist, derb zu sein. Dies ist so eine Situation. Der Fan schreibt so, wie er spricht: deutlich, drastisch, hart. Gut so! Die Aussage ist sehr klar, und der Fan pinselt das Laken mit ebenjenen Worten voll, mit denen er in der Kneipe mit seinen Kumpels spricht. Nichts für das Deutsch-Lehrbuch und nichts für versonnene, esoterische Hobby-Klöpplerinnen oder vegan angehauchte Toskana-Fahrerinnen im Amish-Grob-Linnen.

Aber richtig! Und es zeigt, wie facettenreich die deutsche Sprache ist. Oder hätten die Herren schreiben sollen: Einen Teil des Geldes, das uns der Arbeitgeber überweist, geben wir euch, dem Klub. Dann empfänden wir es als durchaus angemessen, wenn ihr Kicker, ihr!, euch hin und wieder die Mühe machen würdet, euch kickend zu mühen. Danke, eure Fans.?

Und die Kinder im Stadion? Nun seien wir nicht päpstlicher als Benedikt in Rom! Wenn Kinder lernen, wie man sich sprachlich echauffiert, muss das nicht schlecht sein. Dass sie diese Sprache dann nicht der Lehrerin – im schlimmsten Fall: der im Amish-Grob-Linnen, die Facebook für eine Gemüsekochbuch hält – antragen: Dafür sollten Eltern sorgen. Die Sprache des Fans ins Stadion – die gehobene Sprache in die Schule oder wohin auch immer!

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