Wenn mir gerade danach ist – also: in loser Reihenfolge – schlage ich irgendeine Seite aus dem Duden (dem aktuellen, 25. Auflage) auf und suche spannende oder vergessene oder wenig gebrauchte oder einfach nur schöne Wort-Familien. Ich will Wörter lebendigpusten, sie ans Licht halten und ihren Reiz präsentieren. Und Sie, liebe Leser, ermutigen, sie zu verwenden.
parallel (Duden, Seite 810) hat vor allem eine Schwierigkeit: Wo stehen die beiden L und wo das eine? Also, erst das Duo, dann das Einzel: parallel. Die Bedeutung, dass zwei oder mehrere Dinge gleich ausgerichtet sind, nebeneinander herlaufen oder so ausgerichet werden, ist so überraschend nicht.
Überraschend schon eher, was der Duden noch auflistet: Parallelpiped, eine mathematische Figur, der ich mich nienimmernicht werde nähern können; meine Verständnis dafür stoppte jäh nach dem Parallelogramm in der Quinta. Parallelität läßt der Duden nur gelten als Eigenschaft zweier paralleler Geraden – ich rate, es weiterhin zu nutzen, wenn man die Parallelität der Ereignisse ausdrücken will.
Knifflig wird es bei Komposita, die nach parallel mit einem L beginnen: parallellaufend empfehle ich (im Einklang mit dem Duden) als parallel laufend laufen zu lassen, die Parallel-Linie (in Dissens mit dem Duden, meine Herren, bitteschön: zwei Mal das Doppel-L!) ebenfalls. Und als Verfechter von Wort-Bindern bei weniger gebräuchlichen Wörtern rate ich, auch Parallel-Schaltung, Parallel-Slalom, Parallel-Stelle, Parallel-Klasse, Parallel-Tonart, Parallel-Gesellschaft und Parallel-Straße zu trennen – nur den Parallelschwung mit einer Silbe nach dem ersten Wort nicht. Auch hier stelle ich mich gegen den Duden. Manchmal steht es sich da ganz gut …