Heißassa, wie kleinlich wir sein können, wenn wir uns gegen Anglizismen sperren. In loser Abfolge stelle ich immer wieder Wörter vor, die längst einen deutschen Pass besitzen oder ihn beantragt haben. Oder gar aus anderen Sprachen wie Latein, Griechisch, Ungarisch, Französisch oder dem Welschem, Gaunerischem, Slawischen oder Arabischen stammen. Darauf mit Verve (frz) einen Kaffee (arab), auf dass die Tolpatscherei (ungar) einer allzu stoischen (griech) Unruhe in der Defensive (lat) weltfremder Sprachwehrler stoppen (von stopfen, germ) möge.
Evergreen (der). Bezeichnet ein Musikstück, das über Jahrzehnte rauf- und runter gespielt wurde und die Menschen damit – sprachbildlich – aus den Gassen haute (Gassenhauer). Heute nennt man dies Hits oder Ohrwürmer oder Mega-Mucke. Der Evergreen (besser: der Begriff) verblüht, wenn niemand mehr den River-Kwai-Marsch, Lale Andersen, Junge, komm bald wieder, Muss´ i denn zum Städele hinaus oder Hans Albers hören will.
Evergreen ist ein englisches Wort, ein purer Anglizismus, der aber wunderbar eingedeutscht und -bürgert wurde – über den sich gleichwohl niemand mega echauffierte (Französisch für Warmwerden). Bald darf der Efeu wieder laut rufen, wenn die Bedeutung des Worts Immergrün neu ausgeschrieben wird.
Der Gassenhauer übrigens haute zwar die Menschen aus den Gassen in die Häuser und hat damit etwas vom Straßenfeger (Durbridge und Co.) des frühen Fernsehzeitalters – wortherkunftsgeschichtlich ist diese Auslegung indes Quatsch: Wahrigs Herkunftswörterbuch, (5. Auflage, Seite 294) sagt nämlich klar, dass gassenhawer jene Musikstücke waren, die man in den Gassen spielte, die populären Stücke also. Erst im 18. Jahrhundert übernahm der Begriff Volkslied die Rolle des Gassenhauers. Die Menschen, die in den Gassen in schnellem Gang geräuschvoll auftraten, die Gassenhauer, standen folglich Pate, als es um die Vergabe des Namens des Urururopas der Popmusik ging.