Im Früh-Tau zu Berge, die Haare stehen

Was Sie links sehen, ist der Ausschnitt aus dem Magazin der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Freitag. Die Kanzlerin wurde von verschiedenen Personen sehr persönlich befragt, und unten lesen Sie die Antwort auf die Frage der Unternehmerin Susanne Klatten. Klatten? Ja, genau die. Nun wird die Kanzlerin selbst kaum schriftlich geantwortet haben. Ihr Regierungsprecher hat sammeln lassen oder einer von der Süddeutschen trug Zettelchen über Jahre zusammen, wie auch immer. Aber sie, Dr. Angela Merkel, Weltreisende, vielbeschäftigt, hat nicht entschieden, Früh groß zu schreiben. Das ist das Werk der Redakteure.

Sind Sie auch darüber gestolpert? Ich jedenfalls traute meinen Augen nicht, bis ich den Duden schaute. Denn dort steht, dass Früh durchaus nicht falsch sein müsse, jedenfalls nicht, wenn man im Süden der Republik oder angrenzenden Regionen wohnt. Ich darf den Duden zu Früh zitieren: die; – (süŸddeutsch, šösterreichisch): FrŸühe: in der FrŸüh; gestern, heute, morgen FürŸh (am Morgen). Und heißt die Zeitung Süddeutsche?

Es ist eine Crux dieser Rechtschreibreform, derlei Dummheiten zuzulassen. Früh ist ein Adverb. Ein Adverb wird kleingeschrieben. Die Wörter mittags, abends, morgens sind ebenfalls Adverbien. Aber man schreibt sie manchmal auch groß, dann sind sie der Mittag, der Morgen, der Abend.

Aber morgen Früh ist sehr eindeutig eine adverbielle Zeitbestimmung. Es sei denn, es hieße morgen in der Früh. Mir stehen die Haare zu Berge, seit Freitag früh. Bis in den Samstagmorgen, über Sonntag abends hinaus zum Mittag des Montags. Und gestern morgen standen sie, ebenso wie sie heute abend stehen werden. Nein, wie sie heute am Abend (=an dem Abend, substantivisch, daher groß) stehen werden.

 

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