Oh, wie nennen wir sie denn?

130318_Zyprer

Deutschland wollte Zyprer schonen, sagt meine nette iPhone-Applikation von n-tv. Und mir fällt sofort eine zweiseitige, eng beschriebene Liste in Wahrigs Deutsches Wörterbuch ein, in der alle denkbaren und undenkbaren geographischen Begriffe aufgeführt sind. Das Wort Zyprer, es stört mich; ich mache die Einwohner von Zypern gern zu Zyprioten.

Darf ich auch, sagt der Wahrig, und der Duden sagt das auch. Indes ist Zypriot Zyprer ebenfalls zulässig. Ich schicke ein leichtes, freundliches Lächeln zur Redaktion von n-tv. Als Adjektiv haben wir sowohl ein zyprisch als auch ein zypriotisch. Alles richtig gemacht, Jungs!

Die schönsten geographischen Bezeichnungen führe ich hier mal auf; Grundlage ist die lange Liste im Wahrig.

Dass wir einen aus Monaco Monegassen nennen und auch das Adjektiv monegassisch kennen, ist ein alter Hut, denke ich. Aber die Einwohner der russischen Halbinsel Kamtschatka? Na …?

Kamtschadalen. Schwieriges Wort! Der Mann aus Guatemala geht als Guatemalteke durch, der Elfenbeinküstler als Ivorer, angelehnt an den internationalen Namen des Landes Côte d’Ivoire. Es gibt in der Tat den Belarussen, auch wenn wir gewohnterweise Weißrusse zu ihm sagen, und den Mann von den Färöer-Inseln darf der Reporter des ZDF auch beim nächsten Mal Färinger nennen.

Ibiza – Ibizenker. Einer aus Damaskus – Damaszene. Es gibt den Philadelphier (Philadelphia), den Sofioter (Sofia),  und der aus Thailand darf tatsächlich Thai heißen. Wir gehen zum Thai – vollkommen korrekt! Einen habe ich noch, den mir liebsten. Der Einwohner von Korfu heißt …

Korfiot. Das finde ich richtig schwierig.

Und bevor nun ein Shitstorm katjariemannschen* Ausmaßes über mich hereinbricht: Meine Leser sind weise genug, um aus den männlichen Bezeichnungen auch die weiblichen zu stricken. Und ja, ich habe natürlich die weiblichen zuerst gedacht. Und ja, ich habe die männlichen geschrieben, weil sie in der Regel kürzer sind. Und ja, die weiblichen sind natürlich wichtiger als die männlichen, weil es ja mehr Zypriotinnen als Zyprioten, mehr Korfiotinnen als Korfioten gibt. Und nein, so etwas kommt nie wieder vor …
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Wir reden, durchaus richtig, von goetheschen Gesamtwerk, machen also aus dem Namen des Dichters ein Adjektiv mit angehängtem -schen. Wir reden aber auch vom Goethe’schen Gesamtwerk, dann aber bitte mit Großschreibung und einem Zeichen, das -schen anhängt. Ich neige dazu, den Namen groß zu schreiben, um ihm die Ehre zu erweisen, das Walser’sche Gesamtwerk also, das Kästner’sche … Das Zeichen ist eigentlich ein Apostroph, da aber dieses Wort Auslassungszeichen bedeutet, frage ich mich, was da ausgelassen wird. Nennen wir es also hier Verbindungszeichen. Ich habe keine Regel gefunden, nach der man Vor- und Nachnamen in dieser Art behandelt. Und da ich Frau Riemann nicht die Ehre erweisen will, ihren Namen großzuschreiben, behelfe ich mich mit der Total-Adjektivisierung. Das mag falsch sein …

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