Raucher, ab in die Ecke!

Manchmal muss es das Besondere sein. Wenn das Besondere aber nur die verbal verquaste Umschreibung eines Lasters oder einer Malaise ist, nennt man das Euphemismus. Im euphemistischen Zustand wird die Mülldeponie zum Entsorgungspark, die miese Wirtschaft erfährt ein Minuswachstum, der Behinderte heißt dann Disabled Person, und der Hausmeister ist Facility Manager und das Raucherzimmer Smoker´s Lounge. 

Wie hier gesehen in Leipzig, in jenem Hotel, in dem geübte Finger bei Tagungen den Firmennamen in Bohne hauen. Was stellen wir uns unter einer Lounge vor? Gedämpftes Licht aus Kerzen oder maximal 20 Watt – nur Herren in feinem Zwirn – eine Handbibliothek, ledereingeschlagene Bände ausschließlich – Holz, das älter ist als die Proteste gegen die Regenwaldabhackung – den Geruch von Whiskey und schwerer Zigarre – dort unten livriertes Bodenpersonal mit weißem Handschuhen und dort oben, über allem, Lüster so kronleuchterig wie es nur geht, und dazu flügelt Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow selbst aus der Ecke.

In Leipzig öffnet man die Tür, sieht das Imitat eines Zigarrenkistleins, eines Humidor, leer natürlich, sieht Effekte des nachgemachten Glanzes, zündet sich eine Zigarette an und ist froh, wenn der andere Raucher das Gespräch per Handy mit seiner sorgenden Mutter beendet hat. Das ist keine Lounge, das ist ein Raum für Raucher, getrennt von den Nichtrauchern. Punkt!

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