Wem die Zeile*** schlägt …

Gut sind die alle, die Schlagzeilen in Printmedien, aus denen eine Jury des Vereins Deutsche Sprache* die beste des Jahres 2012 zu wählen hatte. Auf dem Siegertreppchen: die Kollegen vom stern, die mit einem simplen, bepunkteten Dreischritt über Herrn Gysi reüssieren. Wenn Sie mich fragen – ich halte diese Zeile für sehr manieriert; mir gefällt das Essen auf Rädern (knapp dahinter auf dem zweiten Platz) besser.

Dazu gibt es übrigens leichte Haue im Hintergrund. Die tageszeitung nämlich darf für sich in Anspruch nehmen, auf diesen tiefgründigen Wortwitz als erste Zeitung gekommen zu sein, bevor die HAZ, die Hannoversche Allgemeine Zeitung, damit auftrumpfte; den Blog-Eintrag der taz darüber finden Sie hier.

Sehr fein auch der achte Platz: GEMA bald gar nicht mehr tanzen spielt herrlich mit der Diskussion um die Gema**-Gebühren für Bars und Diskotheken, und natürlich ist Berlin kriegt keinen hoch (Platz 7, Thema: Flughafen-Probleme, ebenfalls tageszeitung) ebenso wunderbar wie das Organisierte Versprechen auf Platz 6, getitelt vom Hamburger Abendblatt. Die vollständige Liste finden Sie hier. Außerdem finde ich meine Zeile über diesem Text auch nicht schlecht …
________________________________
Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* 
Der Vollständigkeit und der Transparenz halber: Ich bin Mitglied im VDS; der Juryvorsitzende dieser Zeilen-Kür war der VDS-Vorsitzende: der Dortmunder Wirtschaftsprofessor Walter Krämer. Der ist nicht nur einer der profiliertesten Kämpfer gegen Anglizismen, sondern auch Herausgeber des Deutschen Sprachkompasses, dessen Chefredakteur und Inhaber ich wiederum bin. Der Professor, von dem auf Platz 6 die Rede ist: Walter Krämer.
** Auch wenn sich die Gema gern großbuchstabig GEMA schreibt, Gema – gemischbuchstabig – ist richtig. Warum? Weil man die abgekürzten vier Buchstaben G_E_M_A (steht für Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) problemlos als eigenes Wort sprechen kann. Gegenbeispiel: der ADAC, den spricht man nicht Adac („Adack“), sondern A-D-A-C.
*** Journalisten und Blattmacher pflegen intern einen Jargon. Danach ist Zeile die Bezeichnung für die Überschrift, Herkunft: Schlagzeile. Unterzeile ordnet sich der unter, klar. Wenn Sie mal so etwas hören wie head und subhead, haben Sie es mit einem Spinner zu tun, der Ihnen dann im nächsten Satz erklärt, er habe bei der Washington Post damals Watergate … und so …

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.