Schnick-Snack’s

140731_SnacksWir lieben Speisekarten. Wir lesen sie gern, weil wir gern essen. Wir lieben sie aber auch, weil sie oft lehrreich sind. Diese ist besonders lehrreich, weil sie den Leser vor eine Frage stellt. Die Frage lautet: Wie kann jemand, der es eigentlich beherrscht, so patzen?

Sie sehen – Fundstelle: Facebook –, wo der Schreiber patzt: Er bildet den Plural von Snack mit dem Apostroph. Herrschaftszeiten, das tun nicht mal die Amerikaner! Die schreiben Snacks. Die Deutschen auch. Aber sonst?

Wir finden keine Fehler und fallen in die Denkensstarre: Wie, bitteschön, konnte das denn nur passieren? Und wie konnte es passieren, nach dem Apostroph auch noch ein Leerzeichen vor dem S einzuführen? Wenig lehrreich …

Schauen also noch mal auf das Bildchen – und stürzen über die zweite Speise: 6 Stck. Piccolinis, was immer Piccolinis sind. Der Singular dieses Snack’s (Genitiv und kein Plural-S!, das musste einfach seinSnacks lautet gewiss Piccolini. Haben wir also einen Plural nach einer Maßangabe, dem Wort Stück (oder Stücke). Und wir formulieren mal mit Stück eine paar Beispiele: 6 Stück Salamis – 6 Stück Brezen – 6 Stück Gemüsebrätlinge, um im Metier und auf der Karte des Bistros zu bleiben.

Das juckt, spüren Sie es? Wissen Sie, warum? Kommen wir also zu einen der einfachsten Kapitel der deutschen Grammatik, der Deklination von Maß-, Mengen- und Münzangaben. Nun denn …

Nein, ehrlich gesagt, wer hier die Regeln verstehen will, lese sie selbst nach, bitte! Die sind hochkompliziert. In den Regeln stehen Sätze wie Wenn die Mengenangabe auf einem Begriff mit Endungs-E steht … oder Lauten Dativ und Genitiv im Plural gleich … oder Manche fremde Maß- und MüŸnzeinheiten werden ebenfalls mit Pluralendung verwendet. Sie behalten damit eine Eigenschaft des normalen Appellativums …

Herrschaftszeiten, verlassen wir uns lieber auf unser Sprachgefühl. Und das sagt uns, im Einklang mit der Grammatik übrigens, dass wir nach dem Mengenbegriff Stück mit dem Singular arbeiten: 6 Stck. Piccolini.

Aber diesen Fehler nehmen wir dem Schreiber der Karte nicht so übel wie die Snack´ s.

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