Hallo, Welt, wie gut ist das denn?

Morgen ist der erste Geburtstag der Deutschmeisterei

Manchmal begeistert mich etwas auf den dritten Blick. Ich wundere mich, warum ich dieses Plakat der katholisch-bischöflichen Hungerhilfe Misereor nicht schon vorher wahrgenommen habe. Das mag daran liegen, dass dieses Plakat wirklich dazu aufruft, zwei Mal hinzuschauen. Beim ersten Blick begreift man, was das Plakat sagen will: klarmachen, dass die Welt aus einzelnen Teilen besteht.

Beim zweiten Blick dann, nach dem Stutzen, fragt man, warum Misereor sich so müht, um etwas klarzumachen, das bekannt ist. Ist doch nichts Neues, dass die Welt aus einzelnen Teilen besteht. Und dann sieht man, dass Teilen unterstrichen. Teilen ist hier nicht mehr der Dativ Plural des Wortes Teil, sondern an substantivierter Infinitiv. Was der sagt, ist unmissverständlich. Ich finde das richtig gut, auch weil hier mit einem grammatikalischen Phänomen gespielt wird, das mir sehr gefällt.

Der substantivierte Infinitiv eines Verbes hat viele Vorteile. Einer ist, dass man ihn fast über jedes Verb laufen lassen kann; jedes Verb kann zu einem Substantiv werden. Rennen – das Rennen, trinken – das Trinken, plumpsen – das Plumpsen. Und eben teilen – das Teilen. Wir sehen schon, diese Konstruktion ist vielfältig einsetzbar. Sie hat aber auch gewaltige Nachteile. Wer mehr über dieses Phänomen wissen will, sage mir bitte Bescheid. Der Deutsche Sprachkompass, den ich verantworte, befasst sich in der kommenden Ausgabe mit diesem Phänomen – wer sich eines der Hefte mal ansehen möchte, gebe mir bitte eine kurze Nachricht.

 

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.