Vom Schreiben in Zeiten nach Frau Rowling

140925_ManuskriptWenn man sich in Facebook-Gruppen bewegt, in denen es ums Schreiben geht, hört man eine Klage sehr oft: Diese blöden Verlage! Diese oberblöden Verlage! Erkennen keine Talente! Frau Rowling – das ist die mit Potters Harry – ist auch oft abgelehnt worden. Da sieht man mal, wie doof die sind, die Verlage.

Oder, ich darf eine Klage zitieren: Aber ich würde keinen Verlag wollen, bei dem ich mich vollkommen verbiegen müßte. Dann würde ich wohl eher weitersuchen oder es eben ohne Verlag rausbringen. Ich bleibe dabei, dass ich nur etwas mit Begeisterung und Leidenschaft rüberbringen kann, was auch noch ich bin. Und das soll jetzt nicht heißen, dass ich da besonders zickig wäre.

Sehen Sie etwas, lesen Sie es? Ein Verlag, der eine eineN (danke, Gabi, das mit deN Akkusativ lerne ich auch noch) Autor ablehnt, will verbiegen …

Zweite Klage: Das mit der Rechtschreibung, das macht mein – ich betone hier das Possessivpronomen – Korrektor.  Und dann geht es weiter: Das mit der Rechtschreibung, also nach der letzten Reform … da weiß man ja nie.

Nun, ich glaube nicht, dass Frau Rowling Manuskripte abgegeben hat, die geschrieben waren wie dieses, dessen Ausschnitt Sie oben sehen. Ich lese mehrere Leseproben pro Tag. Diese habe ich einmal bearbeitet. Sie sehen die erste Bearbeitung. In der zweiten würde ich noch radikaler in den Text hineingehen. Den Namen des Angerufenen habe ich gestrichen, weil ich nicht wollte, dass auf irgendeinem Weg der Name des Autors in Anführungszeichen aufscheinen kann.

Zwar finden Sie in dem Ausschnitt wenig Fehler – da hat wohl schon eine Deutschlehrerin ihre Finger im Spiel gehabt. Aber Sie finden ein mangelndes Verständnis von Sprache. Sie lesen kein Gefühl für Satzbau. Und Sie finden wenig Verständnis dafür, dass einer zwar so reden kann. Aber muss er auch so schreiben?

Können sich Menschenmengen tummeln? Ist Vorwissen in diesem Fall nicht identisch mit Wissen? Klang mir etwas ans Ohr? Oder klang ihre Stimme?

Hier klagt der Lektor. Und wenn der Lektor eines Verlags, der am Tag vielleicht zwanzig Manuskripte auf den Tisch bekommt, auch nur ein paar solcher Zeilen liest, tut er gut daran, ein solches Manuskript auf den Stapel Rücksenden zu legen. Das meine ich genau so, wie ich es sage.

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