Was war das für ein Einkauf! Irre! Hammer! Supa! Ein Abenteuer, ein Erlebnis! Mensch, was war ich aufgeregt! Gut, dass Apple mich danach fragt, wie ich ganz persönlich, so aus meinem Inneren heraus, als Apples Kunde, Käufer, Erlebnisteilhaber diesen Einkauf empfand. Ich antworte gerne, um den Herren Marketender zu sagen, wie überaus nett sie sind und welch wertvolle Stunden sie mir beschenkt haben.
Mach ich doch gern!
Im Ernst, haben die ein Rad ab? San’s deppert?
Also, was ist passiert? Ich kaufe etwas online bei Apple. Die Ware ist noch nicht da. Und die fragen mich. Nach einem Online(!)-Einkauferlebnis(!).
Gut, wir sehen mal darüber hinweg, dass ich ja nicht auf die Bestellung warte (… auch wenn Sie Ihre Bestellung noch nicht erhalten haben), sondern auf die Ware, freuen wir uns doch erst einmal, dass der Text einwandfrei formuliert ist – bis auf dieses eine Wort: Einkaufserlebnis.
Soll ich Ihnen etwas über das Erlebnis beim Einkaufsbummel verraten? Es ging folgendermaßen: Ich saß abends gelangweilt vor meinem iPad auf dem Sofa und las. Das Buch döste mich an. Da fiel mir ein, dass ich schon nachmittags die Time Capsule von Apple bestellen wollte, das ist ein Speichermedium plus WLAN-Verbreiter. Das Aufrufen der Apple-Seite dauert zehn Sekunden. Das Bestellen rund eine Minute. Das Bezahlen über Paypal nicht mal dreißig Sekunden. Na, sagen wir mal mit Nasebohren, Wassernachschenken, Lesen einer E-Mail zwischendurch, also runde fünf Minuten zügigen Tuns um 22.54 Uhr an einem Dienstagabend.
Was bitte ist daran Erlebnis?
Was es wirklich ist? Ein Euphemismus. Eine vollkommen übertriebende Darstellung. Zur Wortbedeutung darf ich den Duden zitieren: beschönigende, verhüllende, mildernde Umschreibung für ein anstößiges oder unangenehmes Wort: geistige Umnachtung ist ein Euphemismus für Wahnsinn. Zitatende. Die Herren wollen mir suggerieren, dass es mir schon beim Einkauf ihres Produktes irgendwie wohlergangen sein muss.
Pahhhhhh! Schickt das Produkt lieber schneller, als euch mit diesem Blödsinn zu befassen!
Und während ich dieses Textlein schreibe, erlöst mich Apple. Endlich! Das Einkaufserlebnis geht in die finale Runde. Ich habe den Champagner kalt gestellt, die Wunderkerzen aufgepflanzt und mir ein sauberes Hemd und meine gebügelte Hose angezogen, um den Boten zu empfangen. Nach kurzen Zögern habe ich auf die Krawatte verzichtet, ist ja nur eine Time Capsule. Aber: Heute ist es soweit …
Uppsss, mache mir eine Notiz: Apple einen Duden schenken. Heute ist es so weit. Soweit in der zusammengeschriebenen Form wird nur als Konjunktion ausgeliefert. Soweit ich das überblicken kann, ist es heute so weit. Aber ich freue mich dennoch narrisch. Was für eine Freude!
Hallo? Hallo? Es geht um ein Speichermedium, um ein – auch im Design – schlichtes Gerät, nicht um meinen neuen Maserati oder den Geldboten mit den schweren Taschen von Lotto Bayern.
Kruzzitürken!