Herrlich, nicht wahr? Alte Ehepaare sind immer noch verliebt. Da schlägt doch unser Herz höher! Ich bin froh, dass meine Heimatzeitung, die Nürnberger, sich solcher Themen annimmt.
Sie berichtet über den Eröffnungsabend dieser Ehepaar-Gedenkwoche. Christlich orientiert. Konservativ. Veranstaltet in einer Art Gemeindezentrum eines Teilbezirks der Stadt. Die Brautleute kommen in ihrer Hochzeitskleidung: sie festlichst gewandet, er mindestens im dunklen Anzug. Das alles soll feierlich sein. Ein Hoch auf die Liebe!
Die Hochzeiter befassen sich mit dem Hohelied. Das Hohelied ist ein Sammlung König Salomos, die sich ausführlich mit der Liebe befasst.
So weit, so gut alles. Ich finde das prima! Ich sehe hier sogar nach, dass meine Heimatzeitung den Begriff Alte Ehepaare in Anführungszeichen setzte: Man wollte klarmachen, dass sich hier nicht die Senioren treffen – sondern jene Paare, die als Paare schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben – geschenkt. Voll der Liebe sind wir nachsichtig!
Aber dann?
Aber dann bezeichnen die Veranstalter ihre Gedenkwoche Marriage Week 2014.
Und ich stand da, als ich das las … ich stand also bei meinem liebsten Italiener, einen Doppelten zwischen zwei Fingern, und dachte: WARUM? Warum muss das so sein? Warum kommt niemand auf die deutschen Wörter Ehe – Heirat – Bund fürs Leben? Oder hier: Woche der Ehepaare …
Hat bei der Planung der Woche wieder mein Freund, der gemeine BWLer, seine Finger im Spiel gehabt? Denkt man an eine Kooperation mit europäischen Städten, die ebenfalls eine Marriage Week planen? Würde der Franzose eine Marriage Week veranstalten? Nein, der würde sie La semaine de l’amour nennen … oder so etwas. Will man Ringe verkaufen? Sponsert ein Nürnberger Laden, den ich hier beschrieben habe, die Veranstaltung … ähh … das Event?