Lass Dich nicht gehen … ich lass dich nicht mehr gehen …

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Was Sie links sehen, ist ein kleiner Ausschnitt aus dem Spiegel dieser Woche. In der wunderbaren Geschichte geht es um einen ehemaligen Profifußballer, der auf die schiefe Bahn geraten ist – Spielsucht. Er steht auch in Verdacht, gegen Geld Spiele manipuliert zu haben. Sehr lesenswert.

Lesenswert für Leser meines kleinen, feinen Tagebuchs ist ein Satz dieser Geschichte: Ich verstehe nicht, dass er sich derzeit so gehenlässt … Und damit fallen wir mitten hinein in ein Problem, vor dem Sie sicherlich öfter stehen: Wie, um drei Teufels Namen, geht man mit Verben um, die sich aus zwei Verben zusammensetzen, etwa eislaufen gehen oder eislaufengehen? – spazieren fahren oder spazierenfahren?

Wenn das alles mal so einfach wäre. Ist der erste Bestandteil, so sieht es die Bestimmung vor, ein Verb (wie in diesen Beispielen), so wird getrennt geschrieben. In der Regel. Und immer, wenn es in der Regel heißt, ahnen wir, dass das nicht alles sein kann. Stimmt. Denn nachdem wir eislaufen gehen und – spazieren fahren als richtig erkannt haben, diese beiden Wörter also als korrekt kennen gelernt haben, lernen wir gleich, dass bei kennen und lernen beides denkbar ist. Haben wir also etwas Neues kennengelernt.

Und bei dem Fußballer, der sich hat gehenlassen? Da propagiert der Duden die Zusammenschreibung – und die Getrenntschreibung. Uffzzz. Machen Sie es doch, wie Sie es wollen! Und bei sitzenbleiben?

Nun hören Sie mal zu! Zusammengesetzte Verben mit mehrerlei Bedeutung – sie wurde nicht versetzt: sie musste sitzenbleiben und ich weise Dich an sitzen zu bleiben! (…dass Du Dich nicht von deinem Stuhl erhebst) – ist … ebenfalls beides denkbar, ohne Unterscheidung.

Ich rate aber dazu, den Vorgang des Nichtversetztwerdens zu trennen vom Verbleib auf den Stuhl. Zusammenschreibung bei sitzenbleiben = Klasse wiederholen – sitzen bleiben = seinen Hintern nicht bewegen. Und Gleiches bei gehenlassen und gehen lassen. Wenn das zusammengesetzte Wort einen eigenen, übertragenen Sinn ergibt (gehenlassen = die Unfähigkeit, Selbstdisziplin zu üben) schreiben Sie es zusammen. Wenn Romeo seiner Julia nachweint: Ich weigere mich, Dich gehen zu lassen – keine übertragene Bedeutung – trennen Sie die beiden Bestandteile. So, und nun werde ich mich gehenlassen mit einer Flasche Rabenhorster Kirschsaft, sobald sie mich gehen lassen …

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