Typisch New York

130123_Psychiatrie

Schauen wir uns doch mal an, was das Stern-TV-Magazin uns heute anbietet. Auf sieben Zeilen finde ich ein paar Auffälligkeiten. Gehen wir sie doch einmal durch:

(1) Zeile 3, Go-go-Girl. Kann man so stehen lassen. Ganz nebenbei: Ist stehen lassen auseinander richtig geschrieben? Warten Sie doch einfach auf meinen Eintrag morgen. Dort finden Sie die Lösung. Zurück zu den Mädchen: Den Beruf des Go-go-Girls ins Deutsche zu übersetzen, fällt mir schwer, das Wörterbuch überflüssiger Anglizismen nennt einen Go-go-Boy Vortänzer. Das Wort gefällt mir nicht. Ein Vortänzer tanzt auch in einer normalen Tanzschule für 15-Jährige vor; es fehlt die Wir-lassen-etwas-an-der-Stange-baumeln-Komponente – Stangentänzerin wäre besser. Aber wir übernehmen mal den englischen Ausdruck und freuen uns, dass das Magazin die Bezeichnung durchgekoppelt hat. Ist nämlich richtig*. Und die Kleinschreibung des zweiten go ebenfalls. Die Mädchen sind Mädchen, die auf die Bühne kommen und wieder gehen, wenn die nächste kommt. Oder zu denen die Kerle kommen können.

(2) Zeile 5, Arthouse-Hit. Das kann man auch stehen lassen. Arthouse ist nun mal eine internationale Bezeichnung für den guten Film, den Kunstfilm. Keine Einwände.

(3) Zeile 7, Big Apple. Na, das geht gar nicht. Es ist die Art der Journalisten, für Städte Synonyme zu schaffen, weil man Wortwiederholungen wenig schätzt, seitdem Lehrer auch den Journalisten Wiederholungen rot unterschlängelt haben. Big Apple ist die gängige Bezeichnung für New York. Auch möglich: … kehrte Rosa von Praunheim für „New York Memories“ in die Stadt zurück … Lesen Sie bitte mal hier nach.

(4) Zeile 2, Psychiatrie-Rezeption einer Klinik. Uhhh, was ist denn das? Da gibt es augenscheinlich eine Klinik in Harlem, New York City, die muss ganz viele Rezeptionen haben. Eine davon ist die Psychiatrie-Rezeption, eine die Neurologie-Rezeption, eine die Orthopädie-Rezeption. Gigantisch! Jedes Fachgebiet eine eigene Rezeption. Typish New York! Oder meinte der Schreiber vielleicht: … Rezeption einer Psychiatrie-Klinik … Ja, das wird es sein …
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Das Koppeln von Ausdrücken folgt einfachen Regeln: (1) Wegen der Substantivierung muss das erste Wort großgeschrieben werden – Wir-lassen-etwas …  (2) Alle Wörter werden so geschrieben als handele es sich um Wörter ohne Kopplung – an-der-Stange-baumeln … (3) Das letzte Wort des Durchgekoppelten wird großgeschrieben, eben um noch einmal klarzumachen, dass es sich um ein Substantiv handelt – … Stange-baumeln-Komponente … Dies nun geschrieben habend, freue ich mich über Ihr Mit-Freude-und-Erkenntnis-Lesen-Interesse.

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