Wie untertitelt man etwas mit Türkei?

2013-02-18 15.07.57

Was ist sie dort sehen, ist das Deckblatt eines kleinen Prospekts*, der dem gestrigen Spiegel beilag. Mit Marco Polo und der Lufthansa geht es über Ankara nach Kappadokien, einem wunderbaren Teil der Zentraltürkei. Ich darf das, durchaus werbend, so sagen, weil ich (a) vor Jahren selbst dort einige Zeit verbrachte und (b) nicht auf der Gehaltsliste eines der Beteiligten stehe.

Ich zeige das Bildchen hier auch aus einem anderen als einem werbenden Grund. Ich will Sie auf die Unterzeile des Prospekts aufmerksam machen: Türkei, steht da in türkiser – ja, ja, das Farbadjektiv darf durchaus flektiert werden – Schrift, und darunter Rosinen des Halbmonds. Sie schmunzeln? Ich auch.

Das ist aber auch misslich. Da sagt der Grafiker, unter die Hauptüberschrift Türkei müsse dringend eine Unterzeile – und der arme Texter rätselt, was denn da passe. Kappadokien? – was besser wäre. Da kommt der Marketender angelaufen und hechelt: Kennt doch keiner!

Perlen des Orients? – was auch noch ginge. Marketender: Das hatten wir schon bei Istanbul – Kairo – Dubai oder Damaskus! 

Und dann, in der Not, fällt einem ein, dass die Türkei ja der Halbmond-Staat genannt wird. Und die Rosinen? Der Texter denkt daran, dass Rosinen Bestandteil vieler türkischer Speisen sind, und der Marketender, der von kulturellen Gegebenheiten keine Ahnung hat, denkt an Rosinen, die man sich herauspickt. Zwei völlig verschiedene Herangehensweisen, mit einem einzigen Ergebnis. Und das lässt schmunzeln. Hey, wir machen die Reise Rosinen des Halbmonds!, sagen Sie Ihren Freunden. Und was denken die? Wird ja kulinarisch gesehen ein echter Klopfer werden! Nun ja …

Ich führe diesen Prospekt aber auch an, weil die beiden Innenseiten zu Teilen noch haarsträubender sind als das Deckblatt. Kleine Schmunzler, komische Anglizismen – und endlich keine(!) Erklärung dafür, was schon auf dem Titel aufschimmert: Ultra All Inclusive. Was immer das genau ist. Noch’n Schlag mehr als All Inclusive geht ja nicht. Des Innenteils nehme ich mich ausführlich im kommenden Deutschen Sprachkompass, März-Ausgabe, an.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Nur die Österreicher sagen das Prospekt, der Prospekt, die maskuline Form, ist richtig. Der Prospekt ist übrigens auch die Bezeichnung für eine breite Straße in Russland.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.