Die wahre Geschichte: Wie der Papst an die Tüddelchen kam

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Ja, so sans, meine Bayern. Passiert was, spielen’s a zünftige Musi und freu’n sich wie der Mops im Stroh. Und dann gänget’s zum Trinke. Anlaß hier: unser Papst. Irgendwie.

Die Ruderatshofener Musikkapelle – sie kommt aus einem Dorf im Ostallgäu, auf halben Weg zwischen München und der Ostspitze des Bodensees gelegen, nahe Österreich – machten sich wohl auf zu einer gewöhnlichen Papstaudienz, als dies passierte; ich zitiere die Allgäuer ZeitungEine ungewöhnliche Romreise erleben derzeit die Mitglieder der Musikkapelle Ruderatshofen: Auf dem Weg in die Heilige Stadt erfuhren sie am Rosenmontag vom überraschenden Rücktritt des Papstes. Die vorletzte Audienz Benedikts am Aschermittwoch wurde daher für die Kapelle zum besonderen Erlebnis. Die Musiker aus Bayern spielten am Mittwoch (Aschermittoch, 13. Februar, ML) für den Papst und waren in ihrer Tracht auch bei den Medienvertretern aus aller Welt ein beliebtes Motiv und begehrte Gesprächspartner. Schon lange hatte sich Dirigent riesig darauf gefreut, mit seiner Kapelle in Rom auftreten zu können. Immerhin wurde die Fahrt seit eineinhalb Jahren geplant. Der Musikus wollte dem Papst mit dem Auftritt seiner Musiker bei der Audienz ein Geschenk machen. Doch als es am Montag um 3:30 Uhr in Ruderatshofen losging, ahnte noch niemand, dass es gleichsam ein Abschiedsgeschenk werden würde.

Fein, fein und irgendwie Glück gehabt, dass mit dem Papst-Rücktritt* das Bildchen eine besondere Bedeutung erhält. Denn die Ruderatshofener grüßen ausweislich ihres Plakats nicht den Papst, sondern den „Papst“, in Anführungszeichen. Hätten sie den Papst gegrüßt, wäre ja alles in Ordnung gewesen. Weil sie aber einen Papst in Anführungszeichen grüßen, machen sie mit dem fünfbuchstabigen Wort etwas: Sie distanzieren sich – sie nehmen das Wort nicht so ernst – sie tun nur so, als ginge es um den Papst – sie geben vor, da benähme sich einer wie der Papst, sei es aber nicht. Ohne Frage, das Wort Papst in Anführungszeichen zu setzen, ist reichlich unverschämt. Denn wen grüßt Ruderatshofen? Ja, den Papst, wen sonst? Was sollen da die Anführungszeichen?

Bildschirmfoto 2013-02-19 um 14.45.28Nun scheint ja der gemeine Ruderatshofener ein besonders schlaues Kerlchen zu sein. Denn die wahre Geschichte geht so: Im Bus – losgefahren um 3:30 Uhr – bei der Überquerung der Alpen, mittags, hörte der Kapell-Chef über Radio Vatikan vom Rücktritt des Papstes. Als erstes dachte der Ruderatshofener an das Plakat, das bis dato noch … grüßt unseren Papst hieß. Zum Glück hatte der Plakatmaler – vorne links auf dem großen Bild; er spielt die zweite Tuba und damit jeden im Ostallgäu an die Wand – noch Pinsel ein wenig Farbe im Gepäck. Bei der nächsten Rast, a echte Brotzeit!, zechte die Corona ausgiebig. Nur der Plakatmaler pinselte noch die vier Tüddelchen aufs Gewobene, fein säuberlich. Dann trank er mit, und alle erfreuten sich seines Werks und des Tiefsinns der Tüddelchen.

Denn nun haben die Ostallgäuer deutlich klargemacht, dass sie zwar am Aschermittwoch, 13. Februar, den Papst grüßen, aber eben nur noch für 15 Tage  bis zum Beginn der Sedisvakanz des Manns in Tüddelchen, am 28. Februar, 20 Uhr. Kluge Leut! Und was solche Tüddelchen alles aussagen können … Wie blöd hätte es ausgesehen, wenn da gestanden hätte: … grüßt unseren Papst a.D. in spe … oder so etwas.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
Bildschirmfoto 2013-02-19 um 12.28.09* 
Das Wort Papst-Rücktritt gab es bislang nicht. Nun gut, es existierte irgendwie im kirchlichen Kanon seit Weihnachten 1294, dem letzten Papst-Rücktritt. Aber es existiert nicht im Duden. Ich bin sicher, es ergab vor dem 11. Februar, dem Tag der Tage, bei Google wenig Treffer – heute sind es 5,2 Millionen. Und was das DWDS, das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache heute mit dem Wort macht, sehen Sie oben. Fehlanzeige. Ich biete in einer Wette den Wert meiner Bluetooth-Tastutur plus Touchpad dafür, dass die kommende Duden-Ausgabe dem Papst auch wörtlich den Rücktritt zugesteht.

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