Das Wort fällt nicht weit vom Blatt(er)

2013-05-09 00.24.17

Zum Wochenende, zum hoffentlich fröhlichen, hier ein Aperçu. Die Tratschmedien fragen sich seit ein paar Tagen zweierlei: Waren Désirée Nosbusch und Dietmar Zetsche, die Moderatorin und der Daimler-Chef, eigentlich jemals ein Paar? Und wenn ja, sind sie noch zusammen? In diese buntagalahafte(!) Aufführung trötet die Süddeutsche hinein: Sie stellt die Affäre, wenn sie denn eine war oder ist, auf die Füße und bringt Herrn Blatter ins Spiel. Jenen Herrn Blatter, Chef aller Fußballer der Welt, der dabei gewesen sein soll, als sich Zetsche und Nosbusch zum ersten Mal trafen – Reitturnier in Zürich –, und der Firmenchef ihr einen Teller mit allerlei Schmackhaftem an den Tisch brachte. Interessiert Sie das?

Mich auch nicht. Unterhaltsam wird diese Geschichte erst durch die Art und Weise, wie die Süddeutsche hier Sepp Blatter einführt. Für Nichteingeweihte: Herr Blatter hat den Ruf, ähnlich seriös zu sein wie der gleichaltrige Herr Berlusconi und ist von ähnlicher Physiognomie, also ein ganz prima Mann, der aber schon von Geburt her ein Konto in der Schweiz hat. Bunga-bunga nicht bekannt. Und noch ein Unterscheid zu Herrn Berlusconi: Blatter ist auch nie verurteilt worden in zweiter Instanz so wie sein Spezl aus Italien.

Einerlei. Hier geht es um ein Wort. Um das Wort korruptionsaffärenerfahren. Es beschreibt Herrn Blatter, sechste Zeile. Schauen wir uns das Wort genauer an. Es zieht sich zusammen aus dem Nomen Korruptionsaffäre, einem Siebensilber, den ich eventuell trennen würde in Korruptions-Affäre. Muss aber nicht sein, das Wort ist eigentlich bekannt und damit schnelll erkennbar. Die Kollegen von der Süddeutschen setzen aber noch einen drauf: Sie machen aus dem Nomen ein Adjektiv, indem sie das Adjektiv erfahren anhängen. Das Adjektiv zwingt das Nomen in die Knie: alles klein. Und ja, auch alles zusammen: regenbeträufelt, Regen-beträufelt, vom Regen beträufelt – sonnenbeschienen, Sonne-beschienen, von der Sonne beschienen – demutsergeben, Demut-ergeben, in Demut ergeben. Geht alles. Herrlich! Ein Grund, diese schöne Sprache zu lieben, auch wenn sie manchmal nicht so ganz einfach ist.

Auf dass Ihr Wochenende wenig regenbeträufelt, dafür aber sonnenbeschienen werde!

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