Wenn freaks runnen

2013-05-13 11.20.51Im Grunde ist diese Angelegenheit sicher von ehrenwerten Motiven getragen – der sozialtherapeutische Ansatz der Veranstalter sei in keiner Weise in Frage gestellt. Jörg Bayer aus Nürnberg veranstaltet in dieser Woche zum ersten Mal einen Lauf, in dem Psychischkranke* mit anderen gemeinsam laufen.

In einem Gespräch mit meiner Heimatzeitung, der Nürnberger, stellt Bayer die Ziele dieser Unternehmung vor. Alles ganz ehrenwert. Menschen mit psychischer Erkrankung laufen da zusammen mit solchen, die bisher noch keine haben, erklärt Bayer auch auf seiner Seite im Internet, und bei Facebook heißt es: Eigentlich gehts bei uns nur darum zusammen zu laufen und einander kennenzulernen. Egal wer man auch ist. Wenn es dann auch noch Spaß macht haben wir schon gewonnen.

Gestört hat mich lediglich der Name dieses Laufs: Freakrunning. Ein Lauf für Freaks.

Das Wort Freak kommt aus dem Englischen. Bekannt wurde es vor allem aus dem Film Freaks von 1930, Regie: Tod Browning. Den Verweis in die International Movie Data Base finden Sie hier, den Verweis auf Wikipedia hier. In Freaks, einem Meisterwerk der Filmkunst, spielen nicht etwa ausschließlich Geistigbehinderte*, sondern vor allem Krüppel, Missgebildete, Kleinwüchsige – Menschen, die vor knapp einhundert Jahren noch als Jahrmarktssensationen einem staunenden Bürgertum als kleine Monster präsentiert wurden. Scary Monsters, Superfreaks heißt ein Album von David Bowie aus dem Jahr 1980. Kurz: Bis in die Sechziger hatte der Begriff Freaks etwas durchaus abwertendendes. Es waren Krüppel.

Erst seit den Sechzigern hat sich der Begriff gewandelt. Der Duden heute: Person, die sich nicht ins normale bürgerliche Leben einfügt, die ihre gesellschaftlichen Bindungen aufgegeben hat, um frei zu sein – jemand, der sich in übertrieben erscheinender Weise für etwas begeistert. In meinem Augen ist der Begriff immer noch eine leichte Stigmatisierung, auch wenn Bayer dies vehement von sich weist: Unser Ziel ist die Antistigmatisierung sowie die soziale Wiedereingliederung und Wiedergenesung von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Der leichte Beigeschmack, das G’schmäckle, dass man hier wieder Menschen besichtigen kann, bleibt. Dass ich Freakrunning als Dummstenglisch per se ablehne, versteht sich von selbst.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
Die Schreibweise Geistigbehinderte und Psychischkranke als Nomen-Komposita aus geistig behindert und psychisch krank ist durch den Duden nicht abgedeckt. Ich lehne mich hier an andere Parallen an, in denen das Deutsche dies zulässt: den Zuspätkommenden gibt es, beispielsweise.

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