Auf zu neuen U Fern!

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Pfingsten ist vorbei, und dieses Blog weicht nachträglich von seiner Kernkompetenz ab und empfiehlt Ihnen, doch zu Pfingsten den Berliner Havelhöhenweg, … ähhhhhh, Havel Höhen Weg gegangen zu sein.

Pustekuchen! Natürlich nicht.

Die deutschmeisterei kümmert sich – auch – um Idiotisches, um idiotischen Umgang mit der deutschen Sprache. Und heute greifen wir etwas auf, das uns Leser Robert W. geschickt hat.

Nun ja, geschickt ist der falsche Ausdruck. Er hat seine E-Mail mit einer guten Portion Wut versehen; ich darf zitieren: Da hat doch eine Werbeagentur den öffentlichen Berliner Verkehrbetrieben BVG ein Faltblatt für einen in Berlin berühmten Wanderweg gestaltet, und dann so etwas dabei geschaffen: Auf dem (erstes Wort:) Havel (neues Wort:) Höhen (neues Wort:) Weg durch den Grunewald. Mir wird schlecht, wenn ich so etwas sehe, ein jeder hier in Berlin kennt den Havelhöhenweg (und wer ihn nicht kennt, schaue sich bitte diesen Knupf an, die Redaktion). Robert W. weiter: Niemand außer diesen Vollidioten (zensiert, die deutschmeisterei) von BVG und der Werbeagentur ist bisher auf die Idee gekommen, diesen Begriff so zu zerstückeln.

Ich teile diesen Ärger, diesen sehr ärgerlichen Ärger. Und ich fantasiere mal, wie so etwas entsteht: Da sitzt die Agentur bei einer Berliner Weisse am Weiß Zen See, und der Agenturchef, 45, sagt: Also der Havelhöhenweg, klasse, super Weg, bin ich schon oft gelaufen. Dann sagt der Volontär, noch feucht hinterm gepiercten Ohr: Ey, Chef, ich finde das irgendwie echt spießig, klingt so nach Oma oder so. Da müssen wir echten Change reinbringen, ’nen anderen Drive, irgendwas voll Flippiges. Verstehste?

Des Volontärs Idee zum ausgetretenen Havelhöhenweg hieß Heaven High Way.

Voll stoned, oder?

Der Volontär weiter: Irre, High way to Heaven, Led Zeppelin, 1992.

Nun, dieses Wunderwerk der Popmusik heißt zwar Stairway to Heaven, und stammt von 1970. Aber die Idee ward geboren, etwas völlig Ausgeflipptes aus dem altehrwürdigen Höhenweg zu machen. Und so kam es zum Havel Höhen Weg, drei Wörter – einfach todschick! Da liefen zwar Generationen von Menschen über diesen Weg aus einem Wort, aber nun hat er namentlich seine Vollendung erreicht. Der Blödsinn ist zwar, auch wortbildungsgemäß und grammatikalisch, durch nichts abgesichert. Aber was soll’s?

Mit dieser Idee ging der Agenturchef dann zum Auftraggeber, den Bär Liner Fair Kehrt Bett Rieben …, ähhh, zur BVG, den Berliner Verkehrsbetrieben (zwei Wörter). Einschub: Ey, BVG, wenn Ihr Euch so umbenennt, will ich Stairway to Heaven in der Original-Goldversion!

Zurück zu den steuergeförderten BVG: Deren Verbindungsmann zur Agentur, ein Fan von Led Zeppelin, lupfte kurz seinen iPhone-gespeisen Kopfhörer, aus dem High Way to Hell (richtig: Highway …, AC/DC, neun Jahre nach Led Zeppelin) erklang. Müden Auges und umschwadet von seltsam süßlichem Sesamsekret aus einem kleinen Pfeifchen, sagt der nur: Endlich mal was Innovatives in Berlin, machen wir!

So war das. Und seither wandert der Berliner als solcher auf neuen Pfaden. Das marmeladengestopfte Krapfengebäck aus der Hauptstadt heißt nun übrigens Ber Li Ner. Und das steht auf allen – übrigens in Berlin erfundenen – Littis Fass Säuen, die durch das Millionendorf getrieben werden.

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