Duden 26, Teil 3 heute. Gestern ging es um die neuen Wörter, heute geht es um die, die die Dudenredaktion gestrichen hat.
Duden macht auf die Streichwörter in einer Pressemitteilung aufmerksam. Links sehen Sie einen Auszug aus der Liste. Und nein, dieser Auszug ist nicht irgendwie ein bewusst gewählter, sondern einer – beginnend bei A –, den die Kamera erfassen konnte. Ich vespreche Ihnen, die Wörter, die da unten fehlen, die H- bis M-Wörter, sind nicht spannender als das, was der Kamera-Ausschnitt zeigt.
Was lernen wir also? Keinem der Wörter weinen wir nach. Deutlicher: Adrema für Adressmaschine und adremieren als Verb daraus, borgweise, Plattei, Alwegbahn, Füsillade und Traftenführer – wenn diese Wörter nicht mehr im Duden stehen: Werden Sie sie vermissen? Bildern wir eine Lichterkette vor der Duden-Redaktion für halbschürig?
Anders herum? Haben sie halbschürig im aktiven Wortschatz? Oder besser: Kennen Sie einen, der das Wort aktiv führt? Ehrlich gesagt, ich führe es nicht einmal passiv. Ich wusste nicht, was es bedeutet, bis ich ins Duden-Wörterbuch schaute: unvollkommen, minderwertig: Eine Musik, die den heiligen und profanen Charakter vermischt, ist gottlos, und eine halbschürige, welche schwache, jammervolle, erbärmliche Empfindungen auszudrücken Belieben findet, ist abgeschmackt (Goethe, Maximen u. Reflexionen über Kunst).
Ich bleibe ehrlich: Mit sagt keines der Wörter etwas. Und da ich ein Freund des Verbs, ganz allgemein, bin, schaute ich nach, was schnadern bedeutet. Hier kommt es: schna|dern <schwaches Verb; hat>: (landschaftlich) zittern: Warst du nicht die Memme, die anhub zu schnadern, als sie riefen: »Der Feind kommt!« (Schiller, Räuber IV, 5).
Bleiben wir bei einem bayerischen Sinnspruch: A bisserl Schwund is alleweil. Sprache ist lebendig. An den Streichungen der Duden-Redaktion haben wir nichts auszusetzen.
Mit den neuen Wörtern und den alten werde ich mich im neuen Sprachkompass, den ich verantworte, ausführlich befassen.