Milch-zuckrig Gewebtes

130717_Seersucker

Ich wusste nicht, was Seersucker bedeutet. Ich sah das Schildchen beim Einkaufen im Nürnberger Marktkauf, und ich witterte mal wieder den typischen BWLer, der irgendein englisches Wort kreiert habe zwengs der Aufmerksamkeit und der Modernität. Überdies meint das englische Verb to suck so etwas wie lutschen oder lecken – und wird nicht unbedingt in jugendfreiem Kontext verwendet. Das kann doch ein Thema werden.

Gefehlt! Den Begriff Seersucker führt sogar der Duden; und da ich den Duden auch im iPhone bei mir trage – nicht lachen, solche Menschen gibt es! – schaute ich noch im Supermarkt nach. Der Duden erklärt: Seer|su|cker [’si:sak], Baumwoll[misch]gewebe mit Kreppeffekt, der durch unterschiedliche Kettspannung und Mischung von stark und wenig schrumpfenden Garnen erzielt wird. An diesem Punkt starb die Geschichte. Irgendein Gewebe. Weibersache, kein  Wunder, dass ich den Begriff nicht kenne.

Zuhause dann der Blick ins Oxford Dictionary. Und dort wurde das Bildchen wieder zur Geschichte. Etymologisch hat seersucker nichts zu tun mit dem Nomen seer – deutsch: Seher(!), eine Person, der man zutraut, Künftiges zu erspähen, Visionen zu haben – und to suck – siehe oben; etwa: jemand der Visionäre anzapft. Nein, es geht um eine – selten genug – persische Etymologie: Das Nomen šir heißt Milch im Persischen, beim Nomen šakar zögern Sie nicht lange: Zucker. Milch und Zucker also haben dem Gewebe seinen Namen. Passt!

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