Das sich steigern lässt

2013-08-03 14.38.21

Lesen Sie doch bitte einmal, was die Süddeutsche Zeitung vor zwei Wochen auf ihre erste Seite stellte. Es ging um das Internet, und um die Gefahren der weltweiten Datenausspähung. Da sausen nicht nur private Daten um den Globus – nein, die Daten sind privatest. Das Wort steht in der zweiten Steigerungsform, dem Superlativ.

Ist natürlich Unsinn. Zu den Adjektiven, die sich nicht steigern lassen, gehört das Adjektiv privat. Etwas ist privat. Oder eben nicht privat. Jemand ist tot. Oder eben nicht tot. Etwas ist intim. Oder eben nicht intim. Es gibt eine Reihe von Adjektiven, deren Sinn es nahelegt, sich keiner Steigerung zu unterziehen. Das muss man nicht näher erklären, das ist einfach so.

Lassen wir einmal die Steigerung außen vor: Private Daten sausen um den Globus. Das Schlimme an diesem Satz ist dies: Er klingt nicht so dramatisch. Oder um es anders zu sagen: Unter privaten Daten versteht man vielleicht den Gruß an seine Großtante in Canberra per E-Mail: Hallo Tante Jenny, hier regnet es, ich hoffe es ist bei euch da unten schöner. Ein Satz, der zwar privat ist, der aber keinen Geheimdienst wirklich interessiert. Ein privater Satz.

Privatest könnte ein solcher Satz sein: Hallo Tante Jenny, hier regnet es, und ich hoffe, dass wir die teilweise illegale Angelegenheit mit der Erbschaftssteuer – Du weißt schon! – durchbekommen, bevor es bei euch da unten auch nicht mehr so schön ist.

Das könnte die Geheimdienste mehr interessieren, weil Sie diese Information weitergeben an die Finanzbehörde unserer Landes. Und plötzlich steht da ein Mann im grauen Anzug vor der Tür und sagt: Wir haben privateste Informationen, denen zufolge Sie …

Sie sehen schon, die wenig korrekte Steigerung des Wortes privat auf privatest in diesem Satz schreckt uns mehr auf. Zwar würde jeder Lehrer dieses Wort anstreichen, Aber er würde neugieriger werden, als wenn es nur privat hieße. Dabei ist der Postkarten-Gruß aus Spanien genauso privat wie mein Geständnis, dass ich in der vergangenen Woche wieder einmal im Lotto gewonnen habe. Beides geht nur den Adressaten etwas an – nicht mal den Briefträger, der die Postkarte aus Spanien sicherlich kurz überfliegt.

Zurück zur Süddeutschen. Ich bin sicher, dass ein kluger Mitarbeiter das privatest gelesen hat – und darüber gestolpert ist. Und er wird sich gedacht haben: Ist zwar falsch, klingt aber dramatischer. Punkt.

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