Urlaubslektüre. Ich habe das Buch Denn bittersüß ist der Schnee ausgesucht, weil die Autorin Monika Rohde aus Nürnberg kommt, und weil sie Lokalkolorit, und im Wortsinn: Lokal-Kolorit, zwischen die Zeilen pastetet, als sei sie eine Nürnberger Lebkuchenbäckerin, die vom Amt für Tourismus bezahlt wird. Manno …
Ich lese auf dem Kindle. Für die, die den Kindle nicht kennen oder wissen wollen, was ich vom Kindle halten, habe ich schon mal länger über den Kindle ausgeholt. Klicken Sie bitte hier. Das ist fast zwei Jahre her.
Frau Rohde schreibt einen Satz, den ich bemerkenswert finde: Ich bin ja so gern die es-gut-meinende-Freundin. Sie schreibt es gut meinende-Freundin mit Strichlein.
Sackra, zögern Sie? Glauben Sie, das sei richtig? Dann blättern Sie bitte einmal in diesem Blog ein paar Tage zurück zum 17. September. Dort habe ich mich über das Bindestrichlein-Phänomen ausgelassen. Es ging im Bindestrichlein in Nominalkonstruktionen. Um Nominalkonstruktions-Strichlein. Und um die Binder in sogenannten nominalisierten Infinitiven, zum Noch-einmal-Nachlesen(!) sollte Sie etwas blättern.
Und nun schauen Sie noch einmal auf den Satz von Frau Rohde. Ich bin ja so gern die es-gut-meinende-Freundin.
Haben wir dort eine Nominalkonstruktion? Nein, wir schauen auf ein Adjektiv. Die es gut meinende ist eine Adjektiv-Konstruktion zur Freundin. Punkt. Ein Adjektiv: meinende – kein so vollends lupenreines Adjektiv, das aus einem Verb – meinen — hervorkriecht. Siehe Schaubildchen links. Dieses adjektivisierte Verb wird nun ergänzt durch gut – ein Adverb – und durch es – ein Objekt. Elegant ist das Konstrukt nicht. Aber man darf es durchgehen lassen.
Fatal und fatal falsch sind nur die Bindestrichlein. Vor allem jener Strich, der die Adjektiv-Konstruktion noch an das regierende Nomen hängt: … gut meinende(!)-(!)Freundin ist so, als würden Sie schreiben: Er las ein gutes-Buch. – Er hatte eine schlechte-Freundin. – Der Kellner brachte miesen-Tee.
Ich habe dann lange nachgedacht, mich in der türkischen Sonne – 30 Grad – dem Duden ergeben und mich gefragt, wie es denn richtig heißen könnte. Dann traf ich – das versteht nur, wer das Buch gelesen hat – einen Amerikaner aus San Francisco, Mike genannt, der mir bei der Aufklärung des Wort-Falles half.
Er schlug vor, die Strichlein zu tilgen: Ich bin ja so gern die es gut meinende Freundin.
Recht hat er.