Woh-er kommt -er?

131119_Schweizer

Lesen Sie doch bitte einmal die ersten Zeilen dieses Artikels aus der Online-Ausgabe der geschätzten Süddeutschen Zeitung: Da geht es um einen Mann, 39 Jahre alt, also einen 39-Jährigen (so die korrekte Schreibweise), der zwei Staatsangehörigkeiten hat – so etwas soll es ja geben. Er hat die französische und die schweizerische Staatsangehörigkeit. Na und?, sagen Sie. Was soll das?

Er hat, um die Süddeutsche richtig zu zitieren, die französische und die Schweizer, Schweizer großgeschrieben. Ist das auch korrekt? Ja, ist es. Und ich nenne Ihnen, mit meinen Worten ausgedrückt, die Regel dazu: Geht es um regionale Bezeichnungen auf -er, so schreiben wir immer groß. Die Schwarzwälder Uhr hat der Hamburger Unternehmer auf dem Weg durch seine Südamerikaner Berufswelt mit der Osloer Eisenbahn aus seiner Vierwaldstätter Wahlheimat in seine Tokioter Unterkunft gebracht. 

Auch wenn Sie jedes dieser gefetteten Wörter als Adjektiv auffassen – so, wie es da oben steht, ist es korrekt. Bezeichnungen  regionaler Art auf -er. Ist nicht schwer, einfach merken! Und wenn Sie denken, dass Südamerikaner falsch und südamerikanische richtig wäre – unbenommen. Es geht nur um ein Beispiel.

Und noch etwas zur Klarheit. Oben haben Sie meine Erklärung gelesen; hier lesen sie die dudenoffzielle: Groß- oder Kleinschreibung. Die von geografischen Namen abgeleiteten nicht flektierbaren Adjektive auf -er schreibt man immer groß: das Ulmer Münster, der Köln-Bonner Flughafen, das Wiener Schnitzel, die Frankfurter Verkehrsverhältnisse, die Schweizer Industrie, der Holländer Käse. Hier geht es um nicht flektierbare – folglich: nicht beugbare – Ausdrücke auf -er.

Der Duden weiter: Im Gegensatz dazu gilt für flektierte Adjektivformen (auch für die von geografischen Namen abgeleiteten auf -isch) die Großschreibung nur dann, wenn sie Bestandteil eines geografischen Namens sind: das Rote Meer, die Hohen Tauern, der Bayerische Wald, die Holsteinische Schweiz. (Aber:) böhmische Dörfer, chinesische Seide, westfälischer Schinken.

Haben wir das auch geklärt. Pfeifen wir uns eine Nürnberger Bratwurst ein mit Düsseldorfer Senf und suchen wir potemkin’sche Dörfer. Und auch zu den Dörfern noch ein Duden-Wort: Man kann Potemkinsche Dörfer, potemkinsche Dörfer oder Potemkin’sche Dörfer schreiben.

Und nun sage mal noch jemand, Deutsch sei leicht.

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