Da geht man samstagsabends durch eine der schönsten deutschen Innenstädte, die ich jemals gesehen habe, durch Rosenheim … da denkt man nichts Böses, und plötzlich steht man vor einem Werbeschildchen. Dieses Schildchen sehen Sie links. Es bewirbt den Umzug eines Tattoo*-Studios.
Das Studio heißt Painless – übersetzt: schmerzlos –, und schon lesen wir die erste Lüge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine der angebotenen Hand- und Nadelreichungen schmerzlos über die Bühne geht.
Piercing und Tattoo, da ritzt doch ein Maximal-Tätowierter dem Frisch-Häutler mit Nadel, Faden und Farbe in die Haut oder bohrt Löchlein in empfindlichste Stellen. Wie bitteschön …?
Nun ja, und dann hätten wir noch die schöne Hauptzeile dieses Plakats: Going in! Herrschaftszeiten! Was so ein rechter Tätowierer ist, dem reicht es nicht zu sagen Wir sind bald hier – Wir ziehen ein – Neueröffnung – Bald stechen wir hier – Bald schmerzfrei: nur hier! – Die Arschgeweihe ziehen um – Die Nadeln ziehen um – Frische Haut, bald hier! – Unsere Folterwerkzeugen stechen hier …, nein, er muss es auf Englisch tun.
Er meint wohl: Wir gehen da demnächst hinein; er meint die Verlaufsform von to go in. Da bieten sich die Übersetzungen hereingehend oder hineingehend an. Auf Englisch klingt das natürlich viel unterhaltsamer. Auf Englisch klingt das natürlich viel schicker. Auf Englisch klingt das natürlich – ziemlich schmerzfrei.
Schmerzfrei, was jedes Gefühl für Sprache anbelangt. Ohne dies nun mit Lexika belegen zu können: Ich glaube, dies ist grottenfalsch. Nur dem Publikum, das sich solche Zumutungen schmerzbefreit antut, ist es vollkommen egal.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
* Aber natürlich sollen Sie auch etwas lernen. Dass das Wort Tattoo tahitianischen Ursprungs ist, wissen Sie sicherlich. Der Duden dazu: Tat|too [t’tu:], der oder das; -s, -s [englisch tattoo < tahitisch tatau, tätowieren]. … falls Sie einmal bei Günther Jauch sitzen sollten. Interessant aber auch, dass sie im Deutschen das Wort Tattoo mit drei T schreiben, die Tätowierung und den Tätowierer aber nur mit zweien, ebenso wie das Verb tätowieren. Zum tätowieren schreibt der Duden: „Muster, Figuren usw. mit Farbstoffen in die Haut einritzen“, dafürr in der Fachterminologie der Völkerkunde die Form tatauieren: Das seit dem 18. Jh. bezeugte Fremdwort, durch gleichbed. engl. to tattoo und frz. tatouer vermittelt, stammt aus dem malaio-polynesischen Sprachbereich. Quelle des Wortes ist tahit. tatau „Zeichen, Malerei“. Hätten wir das auch geklärt.