Er legte sich Schweiß gebadet noch einmal zur Saite

131206-SaitenIm 17. Jahrhundert, so schreibt der Duden, entschied man sich, dem Wort Seite ein anderes Wort zur Seite zu stellen: die Saite. Das Wort mit E blieb, was es ist und war, das Wort mit A übernahm zur deutlichen Abgrenzung alle Instrumente, die mit einer Saite zu spielen sind.

Man darf  dieser Aussage des Dudens – Zitat: Darmsaite; im 17. Jahrhundert orthografisch von Seite geschieden – leicht misstrauen, denn Lutz Röhrich, der großartige Redensarten-Forscher, schreibt über den Vokal-Wechsel nichts auf Seite 1272 seines dreibändigen Werks Sprichwörtliche Redensarten.

Wie dem auch sei: Wer heute in einer Art Drohgebärde ankündigt, er werde andere Saiten(!) aufziehen, denkt dabei an sein Violoncello, dem er ein paar neue Spielbändchen verpasst. Er denkt nicht an sein Wesen, das er nun jekyllhydehaft von einer anderen Seite zeigen werde.

Vor diesem Hintergrund, der Ihnen sicherlich nicht wirklich neu ist, lesen Sie bitte einmal die Passage, die ich in Gelb (Großschreibung richtig!) gemarkert habe. Sie sehen, auch beim gedruckten und oft redigierten Schriftmaterial passiert so etwas. Um Autor und Lektor nicht zu beschämen, nenne ich den Titel des Buchs nicht.

131211_SchweißWir ziehen jetzt eine andere Saite … äähhh Seite (!, hier wohl so richtig) auf. Eine aus der geschätzten Süddeutschen. Im großen Bericht zur Auslosung der Begegnungen bei der Fußballweltmeisterschaft im kommenden Jahr schreibt das Blatt über die Hitze in Brasilien und sagt dazu, dass sich alle gut kennen – Familientreffen! –, um dann das zu titeln, was Sie lesen. Schweiß treibendes Familientreffen. 

Da wird einem ja angst und bange (Kleinschreibung richtig!), man nimmt ein Herz rasendes Gefühl wahr im Stress geplagten Körper.

Ich bin sicher, dass sich für die Getrenntschreibung des Wortes Schweißtreibendes ein paar gute Gründe finden lassen; denen halte ich entgegen: Es gibt das Adjektiv schweißtreibend, und ich sehe keine Veranlassung, das nicht auch zu nutzen.

Etwas anderes wäre es, wenn man den Begriff zum Nomen hin abtrennen würde, wie in in Schweiß gebadet etwa. Wie wachte er auf, nachdem er seine Überschrift in der Süddeutschen gelesen hatte? In Schweiß gebadet oder schweißgebadet. So jedenfalls, wie es die Kollegen der Süddeutschen hier machen, hat die Überschrift ein Gerüchle.

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