Zwei Tops und ein TOP in eigener Sache

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Wird uns in den kommenden Tagen sehr beschäftigen, sobald die SPD-Mitglieder ihr Votum abgegeben haben: der Koalitionsvertrag. Der Spiegel setzt schon mal zu einer Analyse an und titelt: Vier Tops, vier Flops, viel Weiter so. 

Seien Sie ehrlich, haben Sie das Wort weiter jemals großgeschrieben gesehen – sieht man mal von dem Wort Weiterung ab oder von Komposita wie Weiterleitung?

Als ich das las, stutzte ich. Und ich nahm an, dass sich die Kollegen des Spiegels etwas dabei gedacht haben, es so zu schreiben – dies ist ja kein Flüchtigkeitsfehler, kein schnell Vertipper. Im Gegenteil, niemand kommt auf die Idee, das Adverb weiter mit der Hochstelltaste beginnen zu lassen beim Tippen.

Also?

Also beschlossen die Spiegel-Leute, das Wort Weiter so als Nomen aufzufassen. Und es funktioniert. Das funktioniert vor allem, wenn man diesen Dreischritt aus Tops, Flops und Weiter so betrachtet. Ja, nun bin ich der festen Überzeugung, dass dies richtig ist. Sehr ungewöhnlich, vielleicht sogar welteinmalig, aber richtig. Bravo!

Aber lesen Sie bitte weiter! So ganz bravourös ist es dennoch nicht.

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Da wir gerade bei Top und Flop sind: Sie sehen eine Überschrift aus meiner Heimatzeitung, der Nürnberger. Und Sie sehen einmal das Wort top kleingeschrieben und das Wort Flop großgeschrieben.

Richtig? Ja, das top ist ein undeklinierbares Adjektiv; es muss kleingeschrieben werden. Und das Wort Flop gibt es nur als Nomen – Großschreibung.

Und nun blicken Sie bitte noch einmal nach oben, auf das Wort Tops im Spiegel-Artikel. Das Wort gibt es, Duden-korrekt, als Nomen in dreifacher Ausfertigung: (1) als Tages-Ordnungs-Punkt, als TOP, versal gehalten wie in der Überschrift, (2) als Teil der Damenoberbekleidung, (3) als einen bestimmten Schlag beim Golf. Als Nomen, das zum Adjektiv top gehört, gibt es Top, strenggenommen, nicht. Vier Tops zu sagen, das ist sprachlich gesehen ein Fehler.

Ich sehe Sie stutzen. Und was ist mit der Top-Garantie beim Media-Markt? Was ist mit der Top-Qualität der Texte der deutschmeisterei? Wir nehmen es sehr genau heute und zitieren den Duden: Top- oder top- 1. drüŸckt in Bildungen mit Adjektiven eine VerstŠärkung aus; sehr, in hohem Maße: topgepflegt, top-innovativ, top-qualifiziert. 2. drüŸckt in Bildungen mit Substantiven(!) eine VerstäŠrkung aus: Topflop, top-terroristin. Und wir begreifen: Eigenständig ist Top kein Substantiv.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir als Blog (Neutrum, das Weblog), das sich dem Deutschen verschrieben hat, diese beiden Anglizismen nicht mögen.

In eigener Sache
Wir legen von kommender Woche an für ein paar Tage eine kleine Pause ein.
Wir gönnen den Tippfingern eine Erholung beim Fingerhakeln im oberbayrischen Bad Finger,
wir gönnen uns einen anderen Blick als den auf Nachschlagewerk im nahegelegenen Bad Duden
und lüften das Hirn durch im Luftbad Zugluft.

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