Anführungszeichen, die 456.

140514_BokoJetzt hau ich sie! Jetzt hau ich! Da schreibe ich mir die Finger wund über das Thema Anführungszeichen und wann man sie lassen sollte (eigentlich immer) und wann man sie setzen darf (selten) und was sie bedeuten (meist eine Distanzierung oder das Eingeständnis, bei der Suche nach dem besseren Wort versagt zu haben) – und dann dies: Entführte Schülerinnen angeblich zum Islam „bekehrt“. Gelesen gestern in meiner Heimatzeitung, der Nürnberger.

Herrschaftszeiten! Herrschaftszeiten! Also, die Boko Haram, eine sympathische Vereinigung junger Männer, die jeden Anflug eines westlichen Lebensstil in Nigeria mit überaus demokratischen Mitteln (Mord, Brandschatzung, Vergewaltigung, Bombiges) bekämpft, hat eine Gruppe von Schülerinnen entführt. Ist nicht schlimm! Ist normal in Nigeria. So sind’s nun mal, die Boko Haramisten. Boko Haram (zu Deutsch: Das weltliche Buch – book – ist verboten – haram, Harem!) ist nun mal anderer Meinung. Boko Haram teilt nun per Video – manno! Nix Video Haram? – mit, dass sich die Mädchen zum Islam bekannt hätten. Vorher waren sie Christen.

Glauben wir das? Nein. Auf keinen Fall! Richtig ist also – angesichts der miesen Quellenlage –, dass es für die Konvertierung keinen gesicherten Beleg gibt. Glaubt man den Medien, sind die CIAs anders gesinnter Staaten dabei, drüber nachzudenken, wie man die Mädchen befreien kann, bevor sie auf den Basaren der Welt als Frischfleisch angeboten werden.

Das Wort angeblich ist also richtig gesetzt. Boko Haram gibt etwas an oder vor, das nicht bewiesen ist. Punkt.

Und dann? Dann setzt meine Heimatzeitung das Wort bekehrt in Anführungszeichen. Eiderdaus! Erst angeblich und dann noch Anführungszeichen? Wie viele Zeichen braucht der Leser, bis er es kapiert? Doppelt gemoppelt. Doppelt genäht? Oder einfach nicht nachgedacht?

Also, die Schülerinnen haben sich zum Islam angeblich bekehrt. Das reicht! Wir haben nicht einmal „Mitte des Jahres“ – und ich erkläre diese „Anführungszeichen“ zu den „miesesten“ des „ganzen Jahres“.

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