Ich gebe zu, dieser Ausschnitt aus der Bildzeitung ist heute nicht mehr wichtig, inhaltlich gesehen. Heute, am Tag nach dem Brasilien-Spiel, von dem man annehmen kann, dass auch in zwanzig Jahren jeder noch weiß, wo er das Spiel gesehen hat. Es gibt solche Tage … An diesem Tag ist wichtig: Demut, bitte. Herr Löw hat es gesagt. Und Seelentrösterei für die Brasilianer. Ist das Therma dieses Tagebuchs? Mitnichten. Aber freuen wird man sich dürfen, auch wenn ich nur ein Zweizuzull vorhergesagt habe.
Dennoch bitte ich Sie, einen Blick zu werfen auf den Text. Es geht darum, dass die Mannen der Bild herausgefunden haben wollen, dass es eine Anweisung der Fifa zur Behandlung rohen Spiels durch die Schiedsrichter geben soll. Übrigens, denkbar wäre es. Bild macht das sehr geschickt. Bild sagt: Wir schreiben dies, wir decken auf – und wir sind sicher, dass die Fifa diesen Bericht als falsch darstellen wird. Sie wird dementieren.
Ich stolperte zwei Mal bei diesem Text. Ich stolperte über das Wort Dementi, von (de-)mentiri, als dem Lateinischen, lügen. Mein Neffe, 19 Jahre alt, schickte mir den Ausschnitt, und er fragte, ob das Wort Dementi hier richtig eingesetzt sei. Ich gab seinem Zögern erst recht. Ich zögerte, weil ich im ersten Schritt annahm, nur Behörden könnten dementieren, nur staatliche Stellen. Ist aber Humbug. Jede von der Presse angegriffene Einrichtung, privat oder öffentlich, kann dementieren. Und natürlich auch die Fifa.
Hat sie auch schon, reflexhaft heftig.
Dann stolperte ich über die Gelbe Karte. Die Gelbe Karte als Eigenname. Ist aber richtig. Beides, die Groß- und die Kleinschreibung, steht gut, wenn der Schiedsrichter den Karton zückt.
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Und nun zur beliebten Serie Deonyme, gestern – heute – morgen. Gestern – blättern Sie einfach zurück! – hatte ich mit einer kleinen Serie angefangen, die sich mit Deonymen befasst, mit Herleitungen von Bergriff, die sich, verdeckt oder offen, aus Personen beziehen. Heute lesen Sie ein paar Deonyme aus dem Sport.
– Richard Douglas Fosbury, 1947 in den USA geboren, überquerte als Erster die Hochsprunglatte sozusagen rückwärts, mit dem Rücken zur Latte. Seine Sprungtechnik erwies sich nicht als Flop; vielmehr holte er mit dem nach ihm benannten Fosburyflop 1869 1968 die Goldmedaille.
– Wenn Sie regelmäßig Übertragungen von Eiskunstlaufwettbewerben schauen, sind Ihnen Axel, Rittberger und Lutz begegnet. Auch dies sind Eponyme, die zurückgehen auf bekannte Eiskunstläufer: auf den Deutschen Werner Rittberger, den Österreicher Alois Lutz, beide 20. Jahrhundert, und den Norweger Axel Paulsen, der im 19. Jahrhundert sprang. Paulsens Eponym ist übrigens eines der vier in der Sammlung, das auf einen Vornamen zurückgeht.
– Dass der Sportartikelhersteller Adidas seinen Namen von Adolf Dassler aus Herzogenaurach hat, ist weithin bekannt. Dass die Achillesferse auf den griechischen Läufer Achill aus der „Ilias“ zurückgeht, ebenfalls.
– Weniger sportlich, dafür ebenfalls aus griechischen Mythologie: der Faden der Ariadne und die einhundert Augen des Argos.
– Und der Daviscup, jene Trophäe im Männertennis? Der Amerikaner Dwight Filley Davis war im 19. und 20. Jahrhundert nicht nur Politiker, sondern auch Tennisspieler: Anfang des vergangenen Jahrhunderts holte er sich diesen Mannschafts-Titel zwei Mal.