Von klugen Programmen und blinden Lektoren

150522_KotarealFreitag ist’s, lustig soll’s werden. Lustig wird’s. Lesen Sie mal den Text da oben. Ich nenne den Autor nicht. Das Buch ist noch nicht veröffentlicht, wird wohl Herbst, sagt der Verlag, ein renommierter übrigens.

Szene: Man redet über Tote. Keiner weiß genau, wie viel Leichen da den Weg pflastern. Der Penner – für wenig Sachverständige: ein Toter im Parkhaus – sollte nicht auf die Zählliste. Der Penner sei als Toter eher ein Kot-Areal-Schaden, sagt einer der Töter. Klar, Penner stinkt. Penner ist Teil des Kot-Areals, oder auch: Abschaum-Abfall-Ecke. So ist das. Ja ja. Hart gedacht, aber muss ich da als Lektor bemängeln? Ich lasse dem Herrn Autor seine Freiheit!

Pustekuchen! So war es nicht.

Beim ersten Lesen las ich Kolleteralschaden. Man liest, was das Hirn einem vorgibt zu lesen. Erst beim zweiten Lesen stutzte ich und sah die Malaise. Und wusste sofort: Der Autor hat natürlich Kollateralschaden geschrieben. Das Programm Word kennt das Wort nicht. Es macht daraus Kotareal. So kommt der Kot in den Text – oder man hat Scheiße an den Hacken, wir . Der Autor ist dem Text danach viel zu nahe – und hat an diesem Tag noch 22.222 Wörter vor sich. Er sieht das nicht. Und er verlässt sich auf Lektor und Korrektor. Und was macht der Lektor?

Der Lektor leckt am Tee und sich die Zunge. Der Lektor zählt sein Geld und bestellt neue Reifen für den Porsche. Der Lektor dreht sich Pomade ins Haar und grinst feist. Der Lektor ist blind, wie jeden Morgen. Beim ersten Mal.

Der Lektor lernt dann aber auch, dass man sich auf nichts verlassen soll denn auf die eigenen Kenntnisse. Beim zweiten Mal sieht er den Brüller.

Er brüllt und wünscht Ihnen ein feines Wochenende.

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.