Sie lesen den Anriss zu einem Artikel aus der geschätzten Süddeutschen, digitale Ausgabe (die ich übrigens für Nutzer von Tablet-Rechnern nur empfehlen kann). Als ich das las, stocke mir kurz der Atem. Aber schauen Sie erst einmal selbst, was da unter Stimmen der Unvernunft steht: Bei den Vorwahlen in den USA (Iowa und New Hampshire) liegen die Kandidaten mit den extremsten Ansichten vorn.
Holla, geht’s noch, Süddeutsche? Haben wir nicht in jedem Lehrbuch zur deutschen Sprache, in jedem Handbuch für besseres Deutsch aus Redaktionen gelernt, dass extrem bereits eine inhaltliche, also dem Sinn gemäße Steigerungsform ist. Begründung? Im Lateinischen bedeutet das Adjektiv extremus,a,um das äußerste, das letzte, das entfernteste. Und wie bitte stellen wir uns dann die Steigerung vor? Erst mal gar nicht …
Nach dem dritten Glas Whisky mit Aperol Sprizz mit Cuba Libre zu Aquavit hatte ich mich beruhigt – und in Ruhe nachgedacht. Geht man davon aus, dass drei der Hauptkandidaten in Iowa – Trump, Cruz, Sanders – mit extremen politischen Ansichten marktschreien, darf man das Adjektiv ruhig steigern, wie ich finde. Extrem sind sie alle; die noch extremeren (so dann der Komparativ) Ansichten schienen vorn zu liegen – was dann bei den Wahlen selbst widerlegt wurde. Insofern habe ich endlich ein Beispiel gefunden, in dem man auch extrem mal steigern darf.
Danke, Süddeutsche! Lateinisches Wörterbuch zugeklappt. Durchgeatmet! Rausch ausgeschlafen!