Neulich bei Edeka an der Kasse ein Prospekt, und da ich dringend frische Badetücher fürs – Achtung! – Body-Körper-Rubbeln benötige, die dann vollkommen überteuert sind, wenn man nicht gerade irgendeine Treue-Aktion hinter sich gebracht hat … neulich also, und dann das … Himmel, hilf! Himmel, lass Sprachverständnis regnen, über alle Edeka-Läden dieses Landes. Und am Ende dieses Textes lernen Sie gar noch, was Wellness und Vitrine gemeinsam haben.
Wohlfühl-Wellness. Wellness zum Wohlfühlen oder Wohlfühlen mit Wellness.
Sie ahnen es. Wir haben ein feines Wort aus dem Angelsächsischen, zieht immer. Mal ein Wochenende wellnessen! Das Verb will der Duden nicht, aber es ist geläufig. Mal so richtig die Seele baumeln lassen. Eselsmilchschaum-Dampfbad der Cleopatra! Fußmassage des Hannibal! Ohrenauskrabbeln à la Ameisenhaufen! Nackenkraulen wie beim Henker! Alles … Wellness zieht immer.
Ich schweife ab. Das Verb will der Duden nicht, zum Nomen Wellness sagt er: durch [leichte] körperliche Betätigung erzieltes Wohlbefinden. Und Sie sehen schon, das Wort Wellness siedelt direkt an Wohlbefinden und Wohlfühlen. Liest man Wikipedia, sind beide Wörter gar synonym: (englisch: wellness, Wohlbefinden beziehungsweise Wohlfühlen).
Und die Jungs von Edeka? Egal. Klingt beides toll, denken sie. Machen wir doch einen Begriff-Begriff, draus, das Superdupermuper-Word! Doppelt gewellnesstwohlgefühlt also. Eine Meisterleistung am Hochreck der Sprachverrohung!
Wie sagte der Knabe neulich in der Bar, als Yvonne auftrat, die er voll süß findet, um ihr klarzumachen, dass er sie süßer als süß findet? Sweetsüße! Und das Ding, aus dem RTL 2 so einen Mist ins Livingroomwohnzimmer bringt? TV-Fernseher. Und wo steht der TV-Fernseher? Auf dem Sideboard-Bord.
Und noch eine Frage aus dieser Kategorie: Womit buchen wir die Wohlwellfühlnesstravelreise? Mit dem Handy-Telefon. Ja ja, so ist das …
Und nun mal ernsthaft, damit Sie bei der nächsten Party, den linken Arm am Whisky-Schwenker auf der Vitrine abgestellt, gleich als Besserwisser schlimmster Sorte durchgehen: Sagen Sie nienimmernicht Glasvitrine. Denn in der Vitrine steckt im französischen Original das Wort Glas gleich mit drin. Eine Vitrine ist für Besserwisser immer ein Schrank mit Glas. Insofern habe Wohlfühl-Wellness und Glasvitrine etwas gemeinsam. Sagte ich’s doch …