Wo küsste sie?

160420_MuseBento nennt sich das Online-Magazin für Leute bis dreißig – und ja, ich bin weit von dieser Zielgruppe entfernt, lese Bento aber dennoch; Schutzvater dieser journalistischen Veranstaltung ist spiegel-online.

Vor ein paar Tagen gab die Redaktion den Lesern Tipps für Städtereisen. Die waren gut; ich würde mich an ein paar dieser Ratschläge ebenfalls halten, an diesem zum Beispiel: Fahr im Winter nicht in den Norden, wenn du nicht gern frierst und nur wenige Sachen einpacken willst, ein Muss bein Städtereisen: kleines Gepäck.

Dann stieß ich auf diesen Tipp und dachte: Ist das Wort Muße eigentlich noch zeitgemäß? Sagt man heute nicht eher: Relax!Da war ich entspannt.Ich war so richtig cool down. – Da hatte ich keinen Stress.? Sagt man wohl. Und da freut man sich dann, wenn ein altes Wort, der Ursprung ist ein mittelhochdeutscher, und das ist verdammt lang her, rund 800 bis 1.000 Jahre, verwendet wird. Der Duden definiert das Wort so: freie Zeit und [innere] Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht. Stimmt, oder?

Sie sehen schon, ich bin milde gestimmt. Milde gestimmt, weil ich das Wort mag und mich zügele. Ich denke mir, sehr entspannt, relaxed, so richtig cooled down: Fein, wenn sie das Wort nutzen; dass ein klitzekleiner Fehler in der Verwendung des Zischlauts … ach, was soll’s. Das lernen sie noch, wenn sie mal Muße haben, Dudens Muse sie küsst und sie nicht immer städtetreisen!

Confit du Canard erscheint mir auch nicht ganz richtig. Ich fand die feine Speise eher mit einem de, Confit de Canard. Und das mit McDonald’s lernen sie ebenfalls noch – der Name hat nun mal ein Auslassungszeichen. Und wenn sich ältere Leser dieses kleinen, feinen Tagebuchs fragen, ob man nun schon Lokale als Locals bezeichnet (nein, tut man nicht!): Mit Locals meinen sie Menschen, die in den Städten zuhause sind. Kennst du in Berlin-Mitte Locals? Übersetzt mit (Ur-)Einwohner … also jener Menschenschlag, der in Berlin-Mitte ausgestorben ist.

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