Hau zu!

160428_SelbstverteidigeAlso, erst einmal durchatmen. Es ist Blödsinn, was Sie da sehen. Totaler Blödsinn. Das Verb selbstverteidigen gibt es nicht im Duden. Es gibt Selbstverteidigung, selbstverständlich. Man kann doch aber nicht einfach aus einem Nomen ein Verb machen! Wo kommen wir denn da hin! Bitte! Mein Sohn, der die Vorlieben seines Vaters für solche Schildchen kennt, hat das Bild in Köln gemacht.

Ich mache den Herrn vom Hau-zu-Club in Köln mal einen Gegenvorschlag. Für drei oder vier Trainingseinheiten, in denen ihr mein Bein und Bizeps strafft, verkaufe ich euch: Verteidige dich endlich selbst! Dann benötigt ihr kein neues Verb, sondern nutzt ein anerkanntes (verteidigen) mit dem Reflexivpronomen (sich). Steht auch im Duden und ist somit über alle Zweifel erhaben: verteidigen, sich – sich entgegenstellen, kŠämpfen, sich seiner Haut wehren, sich wehren, Widerstand bieten/leisten, sich zur Wehr setzen. Alles prima. Geht doch! Haut mich nicht!

Andererseits, wenn ihr mit eurem Trainer der Meinung sein solltet, dieses Schildchen sei wunderbar, und angesichts eurer Bereitschaft, die Fäuste erst sprechen und danach fliegen zu lassen (ein wunderbarer Ausdruck, nicht wahr?), denke ich noch mal nach.

Ja, Jungs, man könnte auch der Meinung sein, dass gerade auf Werbeschildchen … die sollen ja auffallen … also zwengs der Öffentlichkeit und der Akquise … und seht mal, jetzt ist euer Schildchen auch bundesweit … mein Sohn hat was Gutes getan.

Also, Jungs, wenn ihr mich noch mal fragt. Ich finde das ganz prima. Sehr gut! Ihr dürft das! Und mehr noch, ich freue mich über ein neues Wort, ein neues Verb, also eines aus der Klasse der wichtigsten Wörter überhaupt.

Nein, Jungs, ich meine das ernst. Gut gemacht!

Ich geh jetzt mal in mich und selbstverteidige(!) mich gegen den inneren, aus sprachlichem Konservativismus muskelaufgepumpten Schweinehund, der da in mir kick- und punchingballboxt.

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