Scheinchen her!

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Mein Vater, vor knapp dreizehn Jahren gestorben, verfügte über ein paar Standardwitze, mit denen er aber in der Regel seine Jagdfreunde bestens unterhielt – wenn sie ihm hin und wieder beim Vernichten einiger Bier- oder Rotweinflaschen begleiteten. An eines dieser Wortscherzchen musste ich denken, als ich diesem Bildchen in Facebook begegnete. Fragte ihn (meinen Vater) jemand, wie er denn die Erziehung seiner drei Kinder über die Bühne gebracht habe, sagt er oft: Für die war ich doch immer nur der Scheinwerfer.

Traf ein (Achtung, doppelter Waidmanns-Witz!) Frischling auf die Runde, stutzte der erst einmal, bis ihm ein Kollege Weidmann (ja, beide Schreibungen möglich, bedauerlicherweise) verdeutlichte, dass mein Vater nicht sein schweinwerferhaft leuchtendes Vorleben edler Tugenden meinte, sondern das Werfen von Scheinen, DM-Scheinen, um die Chose mal historisch ins rechte Licht zu rücken.

Daran dachte ich also. Gott hab ihn selig!

Und was haben wir hier? Wir haben extrem gut beleuchteten Irrsinn, Irrsinn in Ultimate Speed sozusagen. Wir lesen über einen Berufszweig, dessen Nutzen die Industrie- und Handelskammer Westblödsinnigen mit Schreiben vom 30. Februar 2016 anerkannt hat: Der Kfz-Schein-Werfer ist ein immer beliebter werdender Beruf, der vor allem für Schnösel zwischen achtzehn und zweiundzwanzig Jahren geeignet zu sein scheint. Sie besitzen in der Regel zu viele Autos der Luxusklasse (von 100.000 Euro in der Grundausstattung an aufwärts), sehen aber zweierlei ein: (a) Sie benötigen nicht mehr als drei davon (ein Cabrio, ein SUV und eines als Ersatzteillager). (b) Mangelt es ihnen an sportlicher Betätigung. Durch das gezielte Werfen von Kfz-Scheinen bei Fußballspielen reduzieren sie nicht nur den Fuhrpark, sie trainieren auch ihre Armmuskeln.

So weit die Vordenker aus Westblödsinnigen; aus diesem Weiler bei Zuffenhausen (Porsche und so) stammt auch das Schildchen. Und wieso dann Lampen, werden Sie fragen? Sehr einfach: Das Kfz-Schein-Werfen findet in der Regel abends statt, im Juni kein Problem. Aber was macht der geneigte Schnösel im November, dem Frühgrauen? Er will doch, dass die örtliche Presse auch gute Bilder schießt. Braucht er Lampen. Klar, oder?

Als Sprachwahrer mit nur einem Auto und einem Oberkörper wie Hulk Hogan sage ich dazu: Hätte man besser schreiben können. Kfz-Schein-Werfer-Lampen. Oder noch besser: Lampen für Kfz-Schein-Werfer. Einige, die den neuen Berufszweig noch nicht kennen, sagen mir sogar, dass Scheinwerferlampen ausgereicht hätte. Aber die verstehen halt nix von New Economy.

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