Ein Wort für den A.

160802_Hämeroiden_HeyneEs gibt so Menschen, zu denen zähle ich mich auch, die dauernd lesen. Dauernd. Wenn nicht gerade Fußball übertragen wird oder ein Gespräch beim Nachtmahl Aufmerksamkeit fordert. Klaus H., dem ich viele Hinweise verdanke, scheint auch so einer zu sein. Neulich beim Orthopäden, könnte man dieses Bildchen überschreiben. Da steht Herr H. also, auf Herrn Doktor Wehfuß wartend, in dessen Praxis und schaut sich eine Tafel genauer an, die erst einmal aussieht wie naive Malerei, Volkshochschule Hochallgäu, mittlere Schwierigkeit – Jean-Jacques Rousseau kommt im nächsten Schuljahr dran.

Herr H. findet genau dieses eine Wort, über das er stolpert, und nun wird es unangenehm. Empfindlichen Menschen gilt der Verweis auf den Eintrag von morgen, wird sicherlich weniger ekelschüttelig.

Dieses miese Wort – unter uns: ein Wort für den A. – regt nicht nur blödeste Gefühle wach, es ist auch noch eines der schwierigsten überhaupt. Es heißt nämlich, und dies kopiere ich sicherheitshalber direkt aus meiner Duden-CD, HŠämorrhoide. Genau so, mit einem M, zwei R einem H, einem OI. Getrennt, und das frage ich Sie morgen noch einmal ab, setzen Sie sich also zum Lernen auf den Hintern(!, der musste sein): HŠä-mor-rho-i-de.

Himmel, wer will sich das merken, wenn nicht mal Medizin-Fachverlage es schaffen, ihre Schautafeln richtig zu beschriften.

Etymologisch Sensible wie ich schüffeln dann sofort nach der Wortherkunft. Und ich finde Merkwürdiges: Das Wort hat lateinischen und griechischen Ursprung. Die haemorrhoides, klarer Plural aus dem Lateinischen, und die haimorrhóidés, klarer Plural aus dem Griechischen, tragen dieselbe Bedeutung: Blutfluss. Und um das leichte Schaudern zu komplettieren: Die Dudens, wahre Meister der Erklärung von Fachbegriffen aus angrenzenden oder gar grenzwertigen Gebieten, sagen: … knotenföšrmig hervortretende Erweiterung der Mastdarmvenen um den After herum. Punkt. Nein, doch nicht. Sie ergänzen, was niemand für möglich gehalten hat: HŠämorrhoiden kšönnen sehr schmerzhaft sein. Hoppla, wer hätte das gedacht. Danke für den Hinweis.

Um dieser Causa an diesem regnerischen Dienstag im legendären Sommer 2016 einen versöhnlichen Abschluss zu geben, sei noch kurz erwähnt, dass die Schreibung Hämeroiden auf der Schautafel nun doch nicht so ganz daneben ist. Die Dudens, diese Füchse der Vereinfachung, lassen auch Hämorride zu, getrennt: Hä-mor-ride. Sie merken schon, das doppelte R ist quasi das Hauptmerkmal dieses Worts, abgesehen natürlich vom haim, häm, hämo, was immer aufs Blut geht.

Ich verspreche: Weniger reizbar, weniger blutend wird es morgen.

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