„Ein Haar in der Suppe!“, fand sie wieder einen Makel

160905_Inquit

Wenn ich mal groß bin und stark und viel Zeit habe, werde ich ein Buch schreiben; es wird den Titel tragen: Wie sagt man doch gleich? – Die auffälligsten Inquits des Jahres 2016. Es wird eine Reihe mit vielen Folgen, die Jahreszahl ist austauschbar.

Sie wissen nicht mehr genau, was ein Inquit ist. Also, Inquit nennt man den Nachgang zu einer wörtlichen Rede. Im besten Fall greift man zum Standard-Inquit … sagte sie. So etwa: Ich bin es leid, überall Dämliches zu lesen, sagte sie. (Schwarz die wörtliche Rede, rot das Inquit.)

Im schlechteren Fällen dichtet man sich ein literarisch wertvolles Inquit wie …scharwenzelte sie um ihn herum, etwa hier: Dein Aftershave ist heute so viril, scharwenzelte sie mit ihren knallrotesgummibootähnlichen Lippen um ihn herum.

In noch mieseren Fällen erklärt der Schreiber mit dem Inquit genau das, was das Zitat aussagt. Hat der Leser ja nicht ganz verstanden, was gesagt wurde, etwa mit dem Inquit … machte sie deutlich, wohin die Wege sie nun führen würden, durstig, spiel- und verlustiersüchtig, wie sie war, etwa hier …

Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich weiter mit so einem sockenfurzenden Langweiler befasse, der nichts kann außer fernsehen, Wasser trinken und U-Bahn fahren. Ich geh jetzt in die Aurora-Bar. Da beherrschen Morgenröte, Alkoholdunst und Kerle mit Muskelshirts an Pooltischen nicht nur die Szene, sondern auch sich und die Kugeln und das Kugel-Spiel, machte sie deutlich, wohin die Wege sie nun führen würden, durstig, spiel- und verlustiersüchtig, wie sie war.

In der nächsten Stufe, der Endstufe des gelebten Inquits, handelt diese rhetorische Formel mit einem Sprachbild oder einer Redewendung, am besten mit einem oder einer, das, die überhaupt nicht passt. In kicker.de, der Seite für den fußballliebenden Deutschen, finden wir so ein Inquit.

Hintergrund: Vor einer Woche beherrschte nicht etwa der FC Barcelona oder Real Madrid die Spieltage der spanischen Liga, sondern der kleine Verein aus Gran Canaria. Der Trainer des Vereins sagte dem Kicker …

Wir haben 80 außergewöhnliche Minuten hingelegt, nur in den letzten zehn Minuten der ersten Hälfte hat uns vielleicht etwas an Intensität gefehlt.

Das ist die Wörtlichkeit. Und nun das bisher schönste Inquit dieses Jahres, danke, Kicker!

… Intensität gefehlt, fand Las-Palmas-Coach Enrique Setien Solar das Haar in der Suppe.

Was bleibt einem da weg? Die Spucke, richtig.

Das gibt es doch gar nicht, bleibt dem Schreiber die Spucke weg.

Ein paar Zeilen weiter gibt es noch ein herrlich falsches Bild. Die hombres von Las Palmas waren zuletzt in der Spielzeit 1978/79 (hey, da spielte Herr Beckenbauer noch in New York!) Tabellenführer der spanischen Liga. Der Kicker sagt dazu, dies sei der Platz an der Sonne.

Jungs, mal aufgemerkt! In Las Palmas, Gran Canaria, einer wunderbaren Stadt übrigens, scheint die Sonne dauerhaft. Ehrlich. In den vergangenen beiden Jahren war ich da im Dezember im Meer schwimmen. Der Platz an der Sonne dort … Standard!

*Anzeige: Die Seite enthält Links zu mehreren Webseiten, auf denen Sie Bücher bestellen können. Hierbei handelt es sich um Werbung. In eigener Sache zwar, aber Werbung bleibt Werbung, weshalb ich Sie an dieser Stelle darauf hinweise.