Die Leitern der Bänke

Die eine Läuferin, na, Sie wissen schon, die mit dem grünen Band damals gelaufen ist, 1936, Olympia in Berlin, die hatte auch Ersatzbänder für die Stirn, und eines für den Arm und für den anderen auch. Diese Bänder verkauft sie nun in einem lustigen Sammelbilderalbum. Band 1 &(!) Band 2 bietet sie hier an; Band 3 legt sie gratis drauf, hat mir der Einsender dieses Zettelchens, Klaus H., mitgeteilt. Und dazu gibt es für den Meistbietenden viele Bilder.

So lesen wir das erst einmal – aber nur, wenn wir (1) etwas bösartig sind und (2) so etwas wie einen Supra-Volksbildungsauftrag der Bundesregierung haben, in Sachen deutsche Sprache.

Sonst läsen wir es anders. Dies übrigens auch …

Wir läsen es als … Fehler. Da hat jemand die Plurale nicht unterscheiden können: das Band (um die Stirn) und der Band (als Teil einer literarischen Sammlung) pluralen(!) nun mal anders. Sei’s drum. Über solche Fehler von Menschen, die mit der deutschen Sprache nicht fehlerfrei umgehen können, machen wir keine Witzchen. Wir nutzen diese Beispiele zur Aufklärung.

Also los! Die Sprachforschung nennt derlei Konstruktionen Homonyme, ist schwerstgriechisch, irgendwas aus homo, gleich, und ónoma, Name. Gleichnamig. Wird aber erst interessant, wenn Folgendes eintritt: Sieht gleich aus, spricht sich auch gleich, hat aber unterschiedliche Bedeutung. Alles klar?

Und nun üben wir das mal ein wenig, wir legen die Bänder weg und die Bände und schauen uns diese Wörter (dazu unten mehr) an …

  • Leiter (1. zum Auswechseln der Glühbirne, 2. der Chef der Bibliothek) – die Leitern, die Leiter.
  • Bank (1. Geld, 2. Sitzen) – Banken, Bänke. Und noch eines …
  • Steuer (1. Auto, 2. Finanzamt) – Steuer, Steuern.

Und das können wir durchspielen mit Schild, Kiefer und Strauß. Und anderen. Nicht wahr?

Und mit dem schönen Wort Wort. Da heißt es aber aufpassen. Der eine Plural von Wort, Wörter, meint die Sammlung von Wörtern – Der hat mir da einen Schwall von Wörtern an den Kopf geworfen.

Der andere Plural, Worte, darf nur gebracht werden, wenn es um, na, sagen wir mal, so etwas wie geflügelte Worte geht, wie sinnvoll aneinandergereihte. Seine Worte haben mich sehr beeindruckt. – Der Sinn seiner Worte will sich mir nicht erschließen. – Ihre Worte haben die US-Justizministerin zu Fall gebracht.

Oder um es an einer Textstelle zu verdeutlichen, die ich gerade bearbeite …

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