Die echte Leber

Aufmerksame Leser dieses kleinen, feinen, immer auf der Höhe der Zeit schwebenden, für manche unentbehrlichen, bunten, knochenehrlichen, hochdekorierten, weltumspannenden Tagebuchs werden denken, sobald sie des heutigen Motivbilds angesichtig werden*: Holla und upppssss, das Bild hatten wir doch erst vor ein paar Tagen. Wird der Schreiber senil?

All diesen um mein Hirnheil Besorgten rufe ich zu: Haltet ein! Nein, schaut genauer hin! Sie sahen ein ω ähnliches Motivdie Stellwand einer mir nahen Gaststätte, aber mit einem anderen Angebot.

Nun, auch nicht ganz, denn die Kalbsleber, die gerößtete(!) mit Salzkartoffeln, stand schon in der vergangenen Woche auf dem Küchenplan. Ich hatte versucht zu erklären, warum das mit dem Eszett bei gerößtet nun nicht so ganz der Standardsprache entspricht.

Und schwupp, hat der Koch und Plakatpinsler sich mein Tagebuch geschnappt, sich mit Fettfingern an die Stirn gegriffen und gesagt: Sackra, die Leber! Und kochte das Gericht ein paar Tage später noch einmal, diesmal arg verfeinert – und dudenkorrekt. Und ich sage aus vollem Herzen …

So macht Blog-Schreiben Spaß, danke dafür.

Eine Anmerkung sei dennoch gestattet: Vor einer Woche kostete das Gericht 15,80 Euro, jetzt einen Euro weniger. Sind die Preise an der Leber-Börse gefallen? Oder ging ihm meine überaus sanfte Mahnung so an Herz, Niere, Leber, dass er Buse, Busse … Buße tat?

Wir wissen es nicht. Dieses Geheimnis der Welt wird ungelöst bleiben.
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Non scholae … Unterm Strich was fürs Leben
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Wenn Sie mir einen solchen ersten Satz vorlegten mit der Bitte um ein Lektorat, würde ich mit meinen vom Leberessen gefetteten Finger an mein Hirn greifen, Ihnen eine 2,7-fachen Satz abknüpfen (kennen Sie von Ärzten) und – sobald Sie mein Büro verlassen hätten – laut schreien: So eine Gequirlte! Ehrlich …

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