Ich hatte Ihnen in den vergangenen Tagen den lustigen Franken als solchen etwas näher gebracht. Der Franke wird vor allem lustig, wenn er in die Nähe von Alkohol gerät – oder von gutem Essen. Unter gutem Essen versteht der Franke auch das Schäuferla, die sauren Zipfel und den Karpfen. Damit beweist der Franke seine Alleinstellung und seine Ich-bleib-gern-allein-Stellung unter den deutschen Volksstämmen, was die Kulinarik anbelangt. Nicht mal der Oberbayer, sonst auch eher abwegigen Speisen (Schweinshaxe, Böfflamott, Kesselfleisch) zugeneigt, würde des Kulinarischen wegen über die Donau gen Norden BMW-eln.
Fürth gehört auch zu Franken, ist an meinen Wohnort Nürnberg ungefähr so angeflanscht wie Bochum an Essen, Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel, nur dass es hier, trotz mancher Abartigkeit auf dem Teller, im Ganzen schöner ist.
Eines Abends in Fürth – ich hatte exakt null Komma acht Liter Mineral, blubbernd, intus und ein paar Tapas, typisch fränkisch eben (ich schreibe das, um den Nachweis einer grundsoliden Nüchternheit anzutreten, Achtung, ich habe Zeugen: den gesamten Lektorenstammtisch des ω Verbands Freier Lektorinnen und Lektoren, Sprengel Nürnberg-Fürth) – knipste ich dieses Schildchen auf der Fressgasse des Städtchens. Und ja, Sie lesen richtig, auch wenn Tränen des Entsetzen mancher Passanten des Schildchens Kreideschrift schon ins Verwaschene benetzt haben.
Bieramisu steht da. Bieramisu.
Fügen wir also … nein, ich muss in der Chronologie bleiben. Natürlich ging ich nicht in dieses Wirtshaus. Ich habe diese Nachspeise nicht probiert. Ich schwadroniere also kenntnisfrei. Hey, Sie! Ihren Einwurf, das täte ich bereits seit fünfeinhalb Jahren in diesem Tagebuch, habe ich überhört.
Fügen wir also … nein, erst einmal schmecken wir kenntnisfrei; oder doch nicht ganz. Denn den Geschmack von Tiramisu kennt jeder, den Geschmack von Bier auch. Wollen wir das zusammenfügen auf unseren Geschmacksnerven, auf der Zunge, am Gaumen? Wollen wir? Tun Sie es mal! Da hat der Wirt wahrscheinlich den Marsala oder den Amaretto – einen der beiden Liköre gebe man traditionell und reichlich über die Löffelbisquits beim klassischen ω Tiramisu – durch ein preiswerteres Franken-Bier ersetzt, Oh, Gott, lass einen ω Krug Grand Cuvée regnen!
Fügen wir also … nein, erst mal nehmen Sie sich den Eimer oder die nahe Kloschüssel.
Fügen wir also der Liste der Ungenießbaren dieses Dessert bei.
Hallo, ihr Oberbayern, wäre das nicht was für euch, die ihr auch alles in Bier taucht, das Hirn manchmal, aber auch die Speisen? Kommt doch mal her! München – Fürth schafft ihr in zwei Stunden. Zurück nehmt ihr den Zug. Wollt ihr etwa angehalten werden von der Polizei?
Haben Sie was getrunken? – Nein, nur oan Kaarpfn hamma ghapt und a Nachspeis, abba davon reichlich, freili … – Sie lallen und Sie riechen nach Bier … – Na, Herr Waldmeista, nur des dreckslumperte Bieramissssuuu …
Mit diesen Gedanken zur Lage eines Bundeslandes, eines sehr schönen, übrigens, entlasse ich Sie ins Wochenende. Auf dass die Sonne sich zeige und es Ihnen schmecke!