Die Anfänge eines Textes, eines Buches, lehre ich ständig, die Anfänge seien im Zeichen der schnellen, kostenlosen Leseproben entscheidend für das Wohl und Wehe eines Buches. Buch-Anfänge bearbeite ich intensiv. Buchanfänge gegen öfter zurück an die Autorin (hier: die Allgemeinform) als andere Teile eines Buchs. Wenn Sie es ausführlicher wissen wollen und fünfzehn bis zwanzig Minuten mitbringen, lasse ich Sie hier auf meine Lektoren-Seite worttaten.de hüpfen, der Text heißt ω Die großen Fünf.
Ferdinand von Schirachs Buch Strafe, derzeit auf den ω Bestseller-Listen weit oben, lässt mich zweifeln an meiner These. Ich mag seine Bücher ob der Klarheit der Sprache, er ist vollkommen unprätenziös, er baut einfache Sätze, oft nicht länger als fünfzehn Wörter lange, ohne Nebensatz. Er beschreibt einfach – und in dieser Beschreibung entstehen, wenn es denn gut geht, Menschen und ihre Schicksale.
Mal ehrlich, wenn es nicht der Erfolgsautor Ferdinand von Schirach, Strafrechtsverteidiger als Berlin, wäre, was hätten Sie als Lektor (hier: Luchterhand) mit einem solchen Anfang gemacht. Lesen Sie bitte mal …
Ich zähle allereinfachste Sätze, und ich sehe: die Wörtchen war und waren, Hilfskonstruktionen übelster Form, in einer Zahl, dass es der Sau graust.
Jeder Autorin hätte ich gesagt, freundlich, aber sehr bestimmt …
Das machen wir noch mal, bitte. Da fällt uns doch sicherlich etwas Eleganteres ein, oder?
Ich hätte die Sätze umbauen lassen, ja, das hätte ich.
Das Buch – dies sei hier erwähnt für Leser, die den Knupf dort oben nicht genutzt haben – steht derzeit auf Platz 1 der Spiegel-Liste. Potzblitz, ich versteh es nicht.