Erinnern Sie sich noch an Ihren Klassenfahrten ins – das gab es in den Sechzigern – Schullandheim? Unseres hieß Kühhude, und sobald wir im Bus saßen und um die erste Ecke aus den Augen unserer Eltern helikopterten(!), sangen wir. Meist dieses Lied.
Ein belegtes Brot mit Schinken, ein belegtes Brot mit Ei …
Dann kam der Refrain
… und dazu eisgekühlte Coca Cola, Coca Cola eisgekühlt …
Heute erst weiß ich, welch philosophisches Gut wir damals quasi auf die Autobahn geschmissen haben, wie achtlos wir mit der Erkenntnis überhaupt und generell umgegangen sind. Wir gierigen Obersekundaner dachten nur ans leibliche Wohl (Mädels fuhren damals nicht mit, die gab es praktisch nur außerhalb der Bannmeile Gymnasium), nur ans Vergnügen.
In Wirklichkeit klärte sich etwas anderes, das erkannte ich, als ich dieses Schildchen in Ratingen-Süd vor dem ehemaligen Café Aristoteles (Fundstelle: Facebook), fand. Der Beleg des Brotes. Der Beleg für die Existenz dieses Welt-Nahrungsmittels überhaupt, für dessen Existenz im Allgemeinen. Da ist alles drin: Mensch – Leben – Wandel – Zeit, im Märzen der Bauer und Müllers Mühle und Brot als Kohlehydratbombe, wenn der Bäcker aus des Bauern und des Müllers Produktionsmitteln (Karl Marx!) Produkt nur Weißes, ja, eigentlich Weises(!) fertigt. Und der Schinken, natürlich, der Inbegriff des Völlens und des Genusses (in seiner Erscheinungsweise Pata Negra, spanisch), und Zugleich Inbegriff für die Schändung, die der Mensch an der Natur vornimmt (Vegetarismus).
Und dann die alles verbindende Schleife: Coca Cola. Der Ausdruck, das pars pro toto für die Neuzeit und den Kapitalismus (aber auch dessen Niedergang); im Lied klingt es an, auf dem Schild ebenso. Da haben wir es. Welche tiefes Wissen, welch Einfachheit in der Aussage, das sollte sich der Herr Prechtl mal vornehmen.
Oder Sie, an diesem Wochenende.
Bis zum Montag. Ich habe die Hoffnung, dass ich da ernsthafter werde …