Es panscht

Als Mitglied des Vereins Deutsche Sprache (VDS) bin ich wahlberechtigt bei der Kürung des Sprachpanscher des Jahres. Diesen feinen Preis vergibt der VDS an Menschen oder Firmen oder Einrichtungen, die so richtig mit dem Englischen im Deutschen herumpanschen. In diesem Jahr standen zur Wahl: der Deutsche Fußballbund, der Handeskonzern Lidl, die Landeszentrale für politische Bildung in Niedersachsen, die Firmen Siemens und C&A.

And the Panscher-Pokal ging to …

Ich mache es mir einfach. Ich zitiere die Pressemitteilung des Verbands, kommentiere leicht. Das Bildchen stammt vom MDR, ich hoffe, damit nicht die Rechte der DPA verletzt zu haben. Mein Anwalt würde argumentieren, das sei ein Ausriss. Punkt.

Also, zitieren wir …

Der Deutsche Fußballbund ist der Sprachpanscher des Jahres 2018. Sein Motto „Best never rest“, mit dem der DFB zur missglückten WM-Verteidigung in Russland angetreten war (ML: zugegeben, das ist schon sehr, sehr dämlich), klänge nach Meinung erzürnter Sprachfreunde wie die ungelenke Formulierung eines russischen Englischschülers im ersten Lernjahr. Auch der Aufdruck „Germany“ auf verschiedenen Kleidungsstücken wurde oft moniert.

Einschub aus aktuellem Anlass: Der DFB verteidigt sich mit dem Hinweis, der Slogan sei den creative heads des Autobauers und Partners Mercedes entsprungen. Was für ein Argument, hossa!

Weiter im VDS-Text: Gewählt – unter fünf Kandidaten – haben 2300 Mitglieder des Vereins deutsche Sprache e.V., 908 Stimmen entfielen auf den DFB „Was dagegen hatte die Überraschungsmannschaft des Turniers, mit dem besten Fußballer der WM, auf Ihren Trikots stehen?“ kommentierte der Vereinsvorsitzende, der Dortmunder Wirtschaftsprofessor Walter Krämer: „Nicht das englische Croatia, sondern Hrwatska.“ Jetzt wisse der Rest der Welt, wie man Kroatien in der Landessprache schreibt. Und wie man mit Selbstbewusstsein in das Endspiel kommt.

Zweiter mit 670 Stimmen wurde die Landeszentrale für politische Bildung Niedersachsen, die ihre Projekte gerne fremdsprachlich benennt („Let’s play Germany“), gefolgt von dem Einzelhändler Lidl, der seine deutschen Kunden gerne auf Englisch anspricht: „Mum‘s fashion, color is beautiful, you‘ve got the power“. (ML: den hatte ich gewählt, weil in den anderen Ländern der Discounter jeweils in der Landessprache wirbt, nur im Stammland nicht). Auf den Plätzen vier und fünf landeten der Textilverkäufer C&A („Hello sunshine/hello smile“), sowie die Siemens AG, deren Leitspruch „Ingenuity for Life“ wohl auf den Erfindergeist von Werner von Siemens anspielen soll (ML: da hadere ich als grundliberealer, wenngleich zorniger älterer Herr schon mit der Nominierung, lieber Verein. Siemens ist ein Weltkonzern, der Slogan muss weltweit funktionieren, da darf man das … ).

Zu den bisherigen Sprachpanschern des Jahres zählen die Bahnchefs Hartmut Mehdorn und Johannes Ludewig, die Politiker Klaus Wowereit (Be Berlin) und Ursula von der Leyen, Postchef Klaus Zumwinkel, Telekom-Chef Rene Obermann und Obermanns Vorvorgänger Ron Sommer, der den Reigen der Sprachpanscher im Jahr 1998 eröffnet hatte. Aber auch der Duden wurde schon gewählt. Und der Sieger des Jahres 2017 war die Evangelische Kirche Deutschlands, die das Erbe ihres Gründers mit „godspots“ und seltsamen Genderisierungen alter deutscher Liedertexte verunglimpft hat.

Sie sind jetzt ganz wild geworden und wollen sich die Liste der Preisträger aus den Vorjahren ansehen? Dann klicken Sie ω einfach mal hier …

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