Über einen echten Widerling

Neulich beim Arzt. Gegen die Influenza geht es; ich mache im dritten Jahr nacheinander die Grippe-Impfung. Die mache ich, weil sie mich einmal erwischt hat und ich seither dies weiß, da am eigenen geschundenen Leib erfahren: Die Grippe ist ein Widerling, nein, ein echtes Arschloch. Sie dauerte zehn Tage und von diesen zehn werde ich jene paar Stunden, die ich halbwegs bei Bewusstsein verbrachte, mein Leben nicht vergessen.

Schwamm drüber! Gehe also zu meinem Allgemein-Dok. Fülle ein Zettelchen aus und lese es danach. Dort bin ich ein

Impfling

Lustig, oder? Hören Sie mal, das -ling am Ende eines Substantivs ist in der Regel (siehe unten) eher verniedlichend oder irgendwie abwertend. Und, Achtung, Grammatik: immer maskulin.

Der Frühling ist noch nicht so ganz der Sommer, der Neuling hat noch keine Ahnung, der Hänfling ist gerade mal ein magerster Dreikäsehoch, der Primitivling schreibt mieses Deutsch. Häftling – Widerling – Abkömmling.

Und eben ich, der Impfling. Na, hören Sie mal! So stellen wir an diesem Novembertag zweierlei fest.

  1. Ich bin sicher, dass Sie dieses Wort nicht im aktiven Wortschatz haben (es sei denn, Sie verfassen Impflingszettelanweisungen oder sind Allgemeinmediziner).
  2. Und alles, was wir unserer Sprache irgendwie als Regel begreifen wollen, hat immer ein oder fünf Ausnahmen.

Und wenn Sie sich noch nicht als Impfling in diesem Jahr haben piksen (ja, ohne E!) lassen – kostet einundzwanzig Euro, geht schnell –, dann machen Sie es!

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