Butterkiesel

Ich schaue mir immer mal wieder Seiten an, auf denen Wein besprochen wird. Um mich des eigenen Geschmacks zu versichern, mir Anregungen zu holen oder Weine zu kaufen. Diese Seiten sind ein Quell steter Freude – weil die Weintrinker beschreiben müssen, welche Noten sie herausschmecken. Und wer je bei einer Weinprobe war, kennt das: Der Winzer oder sein Reb-Geselle schaut glutäugig in die Menge: »Wie war Schluck«? – »Für mich kam da Kamille raus, mit erdigen Tanninen und einem Hauch unbehandelter Zitrusfrucht, koloriert von feuchtem Heu.« Ja, so reden sie. »Schmeckt nicht Bitterschokolade?« – »Ne, aber die 14,5 Prozent. Gibt es noch einen?«

Der hier schreibt …

kalte Butter und nassen Kieselsteine

Herrschaften, was bitte? Wie kalte Butter schmeckt, weiß ich. Ich decke jeden Morgen den Tisch, öffne das Butterfass mit dem vom Biobauern frisch hereingepressten goldgelben Klumpen und lecke einmal dran. Das brauche ich morgens. Denke dann immer, das schmeckt wie der 2017er Reguta Prediale Trevenezie Bianco. Fehlt nur …

Ja, es fehlt der Geschmack von nassen Kieselsteinen.

Bitte, wie schmecken nasse Kiesel? Haben Sie sich jemals im Gebirge bäuchlings an einen Fluss begeben und am Kiesel geleckt? »Hmmhh, Ernigunde, diese Kiesel schmecken wie der 2017er Reguta Prediale Trevenezie Bianco, fehlt nur die Butter.« – »Die kannst du haben. Ich kann sie dir von der Brotzeit-Semmel kratzen.«

So war das damals an der Loisach. Und dann lesen Sie mal, was der nächste Connaisseur schreibt, auf Englisch. Der zieht andere Weine als Vergleich heran. Und deren drei Trauben. Nix Kiesel.

Merkwürdige Welt. Und ich verspreche, dass ich morgen bodenständiger werde.

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